Plushenko und das Kostornaia-Desaster
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Karl-Heinz Krebs -
9. März 2021 um 10:15 -
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Guten Morgen!
Die Causa Alena Kostornaia hat sich für Evgeni Plushenko zum maximalen Desaster entwickelt und ihm einen großen Imageschaden zugefügt. Nur acht Monate nach dem die erfolgreichste Läuferin der Saison 19/20 von Sambo 70 zu seinen Engeln gewechselt ist, sucht sie schon wieder das Weite. Alles andere, als ein Ruhmesblatt für den Doppelolympiasieger. Ihre Brisanz bezieht die Angelegenheit aber nicht nur durch den Wechsel an sich, sondern durch das ganze drumherum. Einen Tag nach dem bekannt wurde, dass Kostornaia Eterie Tutberidze gebeten hatte sie wieder aufzunehmen, meldete sich Plushenko zu Wort. Kostornaia könne gehen, sie sei ihm nichts schuldig. Ihre Programme hätte sie Akademie bezahlt, sie könne sie aber mitnehmen und müsse dafür nichts bezahlen. Nur wenige Stunden später erzählte seine Ehefrau Jana Rudkovskaya das ganze Gegenteil. Der Schule seien Kosten entstanden und natürlich müsse die jemand bezahlen. Sie sitze gerade mit der Rechtsabteilung der Akademie und der Mutter von Kostornaia zusammen, um die Modalitäten des Wechsels zu klären. Das lässt nur zwei Schlussfolgerungen zu: Plushenko hat gelogen, oder er ist in seiner eigenen Schule nur der Grüß-August und weiß nicht, was dort vor sich geht.
Schon beim Wechsel von Alexandra Trusova und den Zhilina-Schwestern hatte er es mit der Wahrheit nicht so genau genommen. Es gab immer wieder Berichte, er hätte die Läuferinnen mit Geld gelockt, was er vehement bestritt. Monate später musste er dann doch einräumen, dass Geld geflossen ist. Skrupel hatte er deswegen nicht. Sein Argument: Wenn sich jemand wohlfühlt, dann wechselt er auch nicht für Geld. Dieses Argument ist schon ein ganzes Stück realitätsfern. In Russland zahlt zwar für seine Auswahlkader die Trainer und die Fahrtkosten, doch daneben müssen die Eltern eine ganze Menge zusteuern. Kann man es einen zehn Jahre alten Mädchen verdenken, wenn es nicht zusehen will, wie sich die Eltern jeden Groschen abringen, um ihren Sport zu bezahlen und deshalb ein finanzielles Angebot annimmt? Wohl kaum. Überhaupt scheint Geld das Allheilmittel in der Akademie von Plushenko zu sein. Vor ein paar Tagen erzählte er, dass seine Schüler für einen neu erlernten Sprung 3, 5, oder 10 Tausend Rubel bekommen. Ein pädagogisch sehr fragwürdiger Ansatz. Nicht der einzige, denn seine Schüler scheinen im gehörig auf der Nase herumzutanzen. Trusova und Kostornaias Trainingszeiten wurden so geplant, dass sie sich möglichst nicht begegnen. Die eine will nicht mit Volkov trainieren, die andere nicht mit Rozanov und eine dritte mit keinem von beiden. Diese Wünsche werden von Plushenko erfüllt, was einer Demontage der Trainer gleichkommt. Als Rozanov von Tutberidze zu Plushenko wechselte hieß es, dass sei der schwerste Schlag für Tutberidze, weil er es sei, der den Mädchen die Sprünge gelehrt hätte. Nun steht er bei den Angels ohne Meisterschülerinnen da. Stattdessen trainieren die Zhilina-Schwestern nun mit ihrer Mutter. Vor ein paar Monaten wurde mit großem Getöse Elena Ilinykh als Choreografin und Trainerin an Plushenkos Akademie vorgestellt. Medienwirksam saß sie dann bei mehreren Wettbewerben neben Plushenkos Schülerinnen in der K&C. Nun musste Rudkovskaya kleinlaut einräumen, dass Ilinykh mittlerweile in den USA sei und nur noch sporadisch auf Honorar-Basis für die Angels arbeiten würde. Ein anderer prominenter Trainerzugang, Yulia Lipnitskaia, wurde seit ihrer Vorstellung vor ein paar Wochen ebenfalls nicht mehr gesehen.
Das wirkt alles völlig planlos. Volkov und Rozanov mögen gute Trainer sein, ein Head-Coach ist keiner von ihnen. Genau wie Plushenko fehlt ihnen offenbar der strategische Weitblick. Sie funktionieren nur, wenn sie ordentlich angeleitet werden, ihnen Ziele gesetzt werden. Tutberidze und Sergei Dudakov scheinen genau das bei ihnen geleistet zu haben.
Plushenkos Schule steht am Scheideweg. Die vor einem Jahr von Tutberidze gekommenen Läuferinnen konnten sich bei Plushenko nicht verbessern. Eher im Gegenteil. Andere Läuferinnen werden es sich dreimal überlegen zu den Angels zu wechseln, wenn sie mit einem Rechtsanwalt zur Vertragsunterzeichnung kommen müssen, um nicht über den Tisch gezogen zu werden. Andere Schulen werden nachziehen und ihre Schützlinge ebenfalls mit Verträgen binden. Plushenko hat eine Entwicklung angestoßen, die alles andere als gesund ist und bei der er am Ende der Verlierer sein Könnte. Geld ist eben nicht alles.