ISU bläht Weltmeisterschaft auf

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Auf der einen Seite will die ISU auf die Eröffnungszeremonie und die Schaulaufen bei der Junioren-WM verzichten, um Geld zu sparen, auf der anderen Seite bläht sie nun die Weltmeisterschaft künstlich auf. Künftig sollen an der WM jeweils bis zu 54 Einzelläufer und Einzelläuferinnen, 24 Paare und 30 Eistanzpaare teilnehmen können. Sie absolvieren zunächst alle ihre Kür/Free Dance. Die jeweils besten 24 Einzelläufer, 16 Paare und 20 Eistanzpaare qualifizieren sich dann für die Endrunde, wo dann zunächst das Kurzprogramm und dann erneut die Kür absolviert wird. Das Kurzprogramm fällt damit etwas kürzer aus, als bisher. Die Weltmeisterschaft wird durch die Einführung der Qualifikation auf acht Tage verlängert. Inkraft treten soll die neue Regelung vermutlich ab 2027.


Warum die ISU diese Ausdehnung plant, will sich nicht so recht erschließen. Sicherlich soll kleinen Eiskunstlaufnationen der Weg zur WM geebnet werden. Wollen die das auch? Die Starterzahlen bei den 4CC mit in der Regel schmalen Feldern sprechen eher dagegen. In diesem Jahr waren die Teilnehmerzahlen so gering, dass in keiner der vier Kategorien die Hauptfelder vollständig besetzt waren. Und dann ist da ja noch die Mindestpunktzahl, die gar nicht von so vielen möglichen Teilnehmern erreicht wird. Die müsste dann gesenkt werden, was das Niveau deutlich verwässern würde. Genauso unverständlich ist, dass der Wettbewerb nun acht Tage dauern soll. Das dürfte mögliche Ausrichter echt in Schwierigkeiten bringen. Meist muss sich ja der Eiskunstlauf die Halle mit anderen teilen. In der Regel mit Eishockeyteams. Ob sich die jeweiligen Spielpläne so anpassen lassen, dass die Clubs in acht Tagen kein einziges Heimspiel austragen können/müssen? Schließlich werden auch die Kosten für die Hallenmiete, für Hotels und Verpflegung für Sportler und Offizielle steigen Schon heute stöhnen viele Zuschauer über die exorbitanten Eintrittspreise bei Weltmeisterschaften. Die dürften nun noch einmal einen Satz nach oben machen. Auch die TV-Stationen dürften sich freuen. Die beklagen jetzt schon mangelndes Zuschauerinteresse. Diese zusätzliche und unnötige Qualifikation, sofern sie überhaupt übertragen wird, dürfte kaum mehr Zuschauer bringen. Im Gegenteil.

Es wäre sinnvoller gewesen, die kleinen Verbände zu ermutigen, gegebenenfalls mit finanzieller Unterstützung, an den 4CC teilzunehmen. Dort ist genug Platz und es hätte keine Mehrkosten gegeben.

Antworten 19

  • WM ist eben WM und kein 4CC.

    Die ISU will den Eiskunstlaufsport in mehr Ländern etablieren, in die Breite gehen, weg von der Dominanz einiger weniger Länder. Was einige Eislaufnationen derzeit an Höchstschwierigkeiten zeigen ist zu abgehoben von der Basis, da denken die kleinen Nationen " nie erreichbar, wir geben gleich auf" .

    In den kleinen Nationen selbst kann nur eine Infrastruktur mit Eisflächen und Trainern geschaffen werden, wenn eine Basis von Sportlern da ist, die im Land trainiert.

    Es motiviert den "kleinen Läufer" mit vielleicht nur Doppelaxel ungemein, wenn er im Training mit einem mehrfachen Weltmeister auf dem Eis stehen darf.


    Einige sehen sich ja auch die derzeitige EM und WM nicht an weil die Russen nicht dabei sind, aber man braucht ja nicht hinzusehen, man kann ja zum russischen Pokalfinale rüberschalten.

  • Ich denke jedes ISU Mitglied darf mindestens einen Platz bei der WM In jeder Disziplin beanspruchen solange die jeweils gültigen Minimum TES erreicht werden. Von einer Teilnehmerbegrenzung weiß ich nur bei Olympia und da finde ich 30 Startplätze für Einzelläufer wirklich wenig, ist schließlich Olympia und gerade die Exoten machen Olympia aus.

  • Ich meine, dass vor einigen Monaten dazu in der Pirouette stand, dass Sport in vielen Ländern eben nur gefördert wird, wenn die Sportler auch an einer WM teilnehmen (können). Und das daher die mindest TES reduziert oder abgeschafft werden sollten.

    Eben, damit die Gründe, die Misha oben schon nennt wie die Infrastruktur in mehr Ländern gefördert wird.


    Mit dem Zuschauerinteresse gebe ich aber Karl-Heinz recht. Wurde die Qualifikation nicht Ende der 00er Jahre genau aus dem Grund abgeschafft?

  • ich hätte bei der letzten WM gerne Virtanen und Taljegard gesehen, ich würde es auch einer Tara Prasad gönnen, Indien zu vertreten. Diese Persönlichkeiten kommen immer gut beim Publikum an und machen Eiskunstlauf abwechslungsreicher. Und die, die über das Niveau die Nase rümpfen können wie Misha schon schrieb, ja die russischen Wettkämpfe schauen.

  • das mögen ja hehre Ziele sein, aber das ganze muss auch wirtschaftlich darstellbar sein. Eine Kür mit 56 Läufern wird rund sieben Stunden dauern. Das sind zehn Gruppen, zehn Einlaufpausen, viermal Eiserneuerung. Wer soll sich das denn ansehen? Die Hallen müssen drei oder vier Tage länger gemietet werden, inklusive Energiekosten, Hallenpersonal, Kosten für die Offiziellen. Das wird 1:1 an die Zuschauer weitergegeben werden. Statt 1.000 € für einen einigermaßen All-Event-Pass wie in Montpellier landen wir dann schnell bei 1.500 €. Macht für ein Pärchen einen schlappen Tausender mehr. Dazu drei bis vier Tage mehr für das Hotel und für die Verpflegung und wir sind bei wenigstens 1.500 € Mehrkosten. Wie viele Menschen werden wohl bereit und in der Lage sein, so viel zu bezahlen, um als Gegenleistung Läufer zu sehen, die Probleme haben 2-2 zu springen. Ich erinnere nur an die DM der Frauen der letzten Jahre ab Platz drei abwärts. Schon jetzt hat die ISU immer wieder Probleme Ausrichter zu finden. Wie viele von ihnen werden wohl in der Lage sein, eine Halle für nun zehn Tage zu blocken?

    Ob eine WM die länger dauert und nicht mehr sondern eher weniger Zuschauer zieht überhaupt noch kostendeckend ausgetragen werden kann, wird sich zeigen.

    Das Argument "Was einige Eislaufnationen derzeit an Höchstschwierigkeiten zeigen ist zu abgehoben von der Basis, da denken die kleinen Nationen " nie erreichbar, wir geben gleich auf", zieht nicht, denn das Problem gibt es in jeder Sportart.

  • ich hätte bei der letzten WM gerne Virtanen und Taljegard gesehen, ich würde es auch einer Tara Prasad gönnen, Indien zu vertreten. Diese Persönlichkeiten kommen immer gut beim Publikum an und machen Eiskunstlauf abwechslungsreicher. Und die, die über das Niveau die Nase rümpfen können wie Misha schon schrieb, ja die russischen Wettkämpfe schauen.

    Dann kläre uns doch bitte auf, warum die ISU über sinkende Zuschauerzahlen selbst in Japan und die Fernsehanstalten über schwindendendes Einschaltquoten klagen und warum eine weitere Verwässerung der Qualität bei der WM für eine Trend-Umkehr sorgen soll? Nicht umsonst gibt es eigentlich in allen anderen Sportarten Mindestnormen oder Qualifikationsrunden für eine WM. Dort sollten die Besten der Besten starten. Eine WM ist die Leistungsschau einer Sportart.

    Was Deinen Rat betrifft, den werden sicher viele befolgen. Noch mehr werden sich dagegen endgültig vom Eiskunstlauf verabschieden. Diese Entwicklung ist keine Fantasie, sondern lässt sich an den zurückgehenden Zuschauerzahlen und den sinkenden TV-Einnahmen ablesen.

  • Da muss ich Karl-Heinz beipflichten. Die Wettkämpfe wären ellenlang. Ich fände es gut, wenn bestimmte Länder wie Indien o.ä. eine Wildcard bekämen, um ihren Sportlern die Teilnehmer zu ermöglichen. Die Kosten würden bei der Teilnehmerzahl extrem ansteigen Anreise, Hotel usw. Hat die ISU soviel Geld oder zahlen die Ländetverbände? Die große Frage bleibt jedoch: Werden die Wettkämpfe interessanter? Ich bezweifle das.

  • Dann kläre uns doch bitte auf, warum die ISU über sinkende Zuschauerzahlen selbst in Japan und die Fernsehanstalten über schwindendendes Einschaltquoten klagen

    weisst du es ? Die Gründe sind wahrscheinlich etwas komplexer als nur "die Russen fehlen". Und der Ansatz der ISU die Sportart moderner und internationaler zu machen, ist ja nicht verkehrt.

    Verwässerung der Qualität

    Um der Verwässerung der Qualität zu stoppen, wäre der erste Schritt wieder saubere Sprungtechnik einzufordern. 4fach Sprunge, die über 180 Grad vorgedreht sind, Zackensprünge, die von der ganzen Kufe abgesprungen werden, Kantenwechsel in den Kombis um für die folgende Sprünge Schwung zu holen, hat mit Qualität auch nichts zu tun.

    allen anderen Sportarten Mindestnormen oder Qualifikationsrunden für eine WM.

    Leider gibt es ja keinen Hinweis in dem Kommentar wie diese 54 oder 56 Startplätze besetzt werden sollen, wahrscheinlich auch über Normen.


    Das die Küren zur Qualifikation herangezogen werden sollen, ist zwar komisch, aber besondners bei den Frauen finde ich es nicht schlecht. 40x hintereinander Kurzprogramm, wo alle mehr oder weniger die gleichen Elemente laufen, finde ich heute schon anstrengend

  • Mit dem Zuschauerinteresse gebe ich aber Karl-Heinz recht. Wurde die Qualifikation nicht Ende der 00er Jahre genau aus dem Grund abgeschafft?

    Die Quali gab es sogar noch bei der EM 2012 in Sheffield. Es muss Gründe gegeben haben warum die Quali abgeschafft wurde. Bloss sind mir die leider nicht bekannt. Weiss vielleicht jemand, der sich durchgehend mit EKL beschäftigt hat.


    So sah damals der Zeitplan aus:

    Montag, 23. Januar

    • 12:30–14:30 – Qualifikation der Paare
    • 15:00–18:05 – Qualifikation der Eistänzer
    • 18:30–21:35 – Qualifikation der Herren

    Dienstag, 24. Januar

    • 14:00–17:45 – Qualifikation der Damen

    Mittwoch, 25. Januar

    • 14:00–16:55 – Kurzprogramm der Paare
    • 17:45–18:00 – Eröffnungsfeier
    • 18:30–21:25 – Kurztanz

    Donnerstag, 26. Januar

    • 13:00–17:10 – Kurzprogramm der Herren
    • 18:30–21:30 – Kür der Paare

    Freitag, 27. Januar

    • 13:00–17:10 – Kurzprogramm der Damen
    • 18:00–21:20 – Kürtanz

    Samstag, 28. Januar

    • 11:55–16:00 – Kür der Herren
    • 17:30–21:25 – Kür der Damen

    Sonntag, 29. Januar

    • 13:30–16:00 – Schaulaufen


    Ja, ich finde das auch sehr lang und sehr teuer; für alle Seiten. Manche Fans sind auch berufstätig und können sich nicht so lange frei nehmen. Ich erinnere mich in dem Zusammenhang an eine Diskussion hier im Forum zum Besuch einer Veranstaltung in Finnland. Weil Finnland besonders teuer ist, gab es die Überlegung eines Kurzaufenthalts, nur um Hanyu live sehen zu können.


    Mir kam daher die Idee ob man nicht einen der vorher stattfindenden Events zur WM Quali aufwerten könnte? Ähnlich wie in Oberstdorf im Rahmen der NHT die letzten OWG Quotenplätze vergeben werden. In Tilburg z.B. gibt es den passenden Rahmen und der Challenge Cup wurde von jeher immer schon genutzt um noch fehlende TES zu erreichen.

    Für die EM müsste dazu der letzte Challenger in Zagreb genutzt werden. Dann würde es auch hoffentlich mal wieder einen Livestream von dort geben. So tolle Starterfelder und schon seit Jahren keinen Livestream mehr.

  • Eine Anmerkung zur Abnahme der Zuschauerzahlen, die womöglich durch eine "Verwässerung der Qualität" weiter befördert werden würde: Für die Eiskunstlaufexpert(inn)en spielt die technische Qualität der Programme sicher eine große Rolle, aber ist es für die "Eiskunstlauflaien" am Fernseher, die man ja auch für diesen Sport begeistern möchte, wirklich so relevant, ob da jetzt Vierfach- oder Dreifachsprünge zu sehen sind? Sind nicht der Aufbau der Programme, die Choreografie und die Interpretation der Musik (die durch die Konzentration auf allzu viele Höchstschwierigkeiten manchmal leidet) mindestens genauso wichtig?

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