Die in dem Artikel der Berliner Zeitung genannten finanziellen Hürden für eine Visaerteilung im Schengenraum sind nur ein Teil der Voraussetzungen, um hier ein Visum zu bekommen. Und: Ja, das sind generelle Regelungen für Menschen aus Nicht-Schengenstaaten unabhängig von der aktuellen politischen Situation in Russland. Damit will man sicherstellen, dass aus einem Touristen nicht ein Asylantragsteller oder ein Sozialfall wird. (Das ist nicht meine Bewertung, sondern Tatsache.) Selbstverständlich kann ein Staat aber von den finanziellen Prüfungen absehen, wenn die Person, die einreisen will, beispielsweise an einer für das Zielland wichtigen Veranstaltung teilnimmt. Solche Prüfungen finden auch nicht statt, wenn ein deutsches Unternehmen, das beispielsweise in Thailand eine Zweigniederlassung hat, seine dortigen Mitarbeiter mal zur Schulunge nach Deutschland schickt. Oder wenn man einzelne Personen in Europa in Sicherheit bringen will, was gegenwärtig in Einzelfällen bei Russen geschieht. Und so weiter.
Neben den finanziellen Dingen bewerten die Auslandsvertretungen der EU-Staaten auch den gewünschten Reisegrund. Und da liegt es nahe, dass unterschiedliche EU-Staaten zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen.
Und: Ob man ein Visum für einen konkreten Schengenstaat bekommt, hängt auch von der personellen Ausstattung der jeweiligen Auslandsvertretung statt. Wer in Pakistan ein Visum für Deutschland beantragt, muss wegen personeller Unterausstattung der deutschen Auslandsvertretung mit einer Bearbeitungszeit von einem Jahr rechnen. Ich gehe mal davon aus, dass das in Russland bald auch so lange dauert, denn die Zahlen deutscher Diplomaten gehen bekanntermaßen zurück.