Klage gegen Seppelt und den WDR

    Diskussion zum Artikel Klage gegen Seppelt und den WDR:

    Zitat
    Philip Shvetsky, der Arzt der russischen Eiskunstläufer bei den olympischen Spielen 2022 in Peking hat eine Klage gegen Hajo Seppelt und den WDR zum Schutz von Ehre, Würde und geschäftlichem Ruf eingereicht. Das berichtet die russische Nachrichtenagentur TASS. Am 11. Februar 2022, zwei Tage nach dem Bekanntwerden eines positiven Dopingtest von Valieva, erschien ein Film, in dem Seppelt unter anderem sagte, er habe von seinen russischsprachigen Informanten Informationen erhalten, dass…

    A weng spät fällt ihm das ein.

    Dass Shvetzky seine Weste reinwaschen will ist nicht neu, er hat auch innerhalb Russlands eine Klage schon durchbringen können Anfang Juni diesen Jahres , weil er als "Doktor Doping" betitelt wurde, das publizierende Organ zog seine Behauptung zurück Quelle

    Dabei kochten die Anschuldigungen gegen ihn innerhalb Russlands schon vor einem Jahr hoch, die Kommentare der Leser damals gegen ihn in sports.ru eindeutig: "Schlamper" oder "Valieva hätte so was nicht nötig gehabt!!".

    Warum er erst jetzt Klagen einreicht, kann ich nur vermuten. Denke er war sich selbst nicht klar wie sein offizieller Status aussah ( selbst wenn er wirklich unschuldig war, er wusste, dass es möglich ist, ihn als er als Sündenbock zu deklarieren für das Valieva - Schlamassel), aber da er nun fest im Sattel als Arzt der Nationalmannschaft Eiskunstlauf sitzt, schlägt er zurück.

    In sports.ru steht nur drin:
    Die Klage wurde vom Moskauer Nikulinsky-Gericht registriert.

    Entweder Klage einreichen , wo Hajo Seppelt wohnt oder der WDR seinen Sitz hat, oder wo die Schädigung eingetreten ist = in Russland. Denke das Letztere ist der Fall. "Schutz von Ehre, Würde und geschäftlichen Ruf" macht Shvetzky geltend. Bei Fristen kann ich nicht weiterhelfen, rein gefühlsmässig von mir hat Shvetzky aber schon etwas lang gewartet.

    Dann ist zu den Fristen natürlich schwer was zu sagen. Erstens müsste man dazu russisches Recht kennen. Zweitens kann es sein, dass die Frist erst beginnt, nachdem eine russischsprachige Übersetzung des Films ausgestrahlt wurde. Natürlich nur, falls es die gab. Da sind viele Unbekannte drin, insofern ist eine Aussage schwer.

    Ist ja wahrscheinlich Zivilrecht und nicht Strafrecht. Im Strafrecht dürfte die Klage unter Persönlichkeitsrechtsverletzung fallen. Die Verjährung beträgt in der Regel drei Jahre, Allerdings muss der Geschädigte einen Strafantrag innerhalb von drei Monaten nach dem er Kenntnis von diesem Vorfall hat, stellen, Hier dürften die Fristen bereits überschritten sein. Im Zivilrecht beträgt die Verjährungsfrist drei Jahre nach dem der geschädigte Kenntnis von Tat und Täter hat. Hier hätte er also noch eineinhalb Jahre Zeit gehabt.

    In Russland können dagegen andere Fristen gelten. Da die Klage angenommen wurde, dürfte sie in Russland innerhalb der dortigen Fristen liegen.

    Zitat von MI's FAN

    Ich finde es richtig, dass er sich gegen die Vorwürfe zur Wehr setzt. Die Hexenjagd die Seppelt samt Medien angezettelt hat, war falsch. Kann man durchaus als Verleumdung bezeichnen.

    Ich weiß über diesen ganz Vorfall herzlich wenig und habe daher keine Meinung dazu. Nur eins ist sicher: Das Prinzip Vorverurteilung ist heute in der Presse gang und gäbe. Oft in einem Ausmaß, dass es an Verleumdung grenzt oder eine solche darstellt.

    Zitat von Wulf

    Ich weiß über diesen ganz Vorfall herzlich wenig und habe daher keine Meinung dazu. Nur eins ist sicher: Das Prinzip Vorverurteilung ist heute in der Presse gang und gäbe. Oft in einem Ausmaß, dass es an Verleumdung grenzt oder eine solche darstellt.

    Ganz aktuell: Kevin Spacey. Job verloren, ausgegrenzt, verleumdet und nun unschuldig.

    In Moskau hat Shvetzky seine Klage eingereicht.

    Wenn er Schadensersatzforderungen geltend machen würde gegen Seppelt ( Zivilrecht) müsste er seine Klage in Deutschland einreichen am Wohnsitz des Beklagten Seppelt oder/ und beim Sitz des WDR, der die Seppelt Behauptungen gegen ihn verbreitet hat.

    Inhaltlich dürfte es zwei Probleme geben, die Ursächlichkeit und der Nachweis eines Schadens.

    Die Ursächlichkeit: Was ich aus den Kommentaren herausgelesen habe in sports.ru: Die Russen selbst kamen auf den Trichter, wer da verantwortlich sein könnte und nicht nur Seppelt ausschliesslich. Hat man den Seppelt Bericht in Russland überhaupt wahrgenommen - der war ja in deutsch ? Also: Seppelt war nicht ausschliesslich für die Hetzjagd gegen ihn verantwortlich.

    Dann: Wo ist die Schädigung ? Shvetzky ist ja die Karriereleiter hochgefallen, er ist nun Arzt für die gesamte russische Eiskunstlauf -Nationalmannschaft.

    Nachtrag: Shvetzky will wahrscheinlich keinen Schadensersatz sondern nur eine Festellung, dass die Behauptungen von Seppelt unbegründet sind, dass die eine Vorverurteilung darstellen.

    Wir warten einfach ab, was daraus wird. Möchte es so umschreiben: Die Personalie Shvetzky und alles um ihn herum ist interessant, eine Meldung, wo er genannt wird, lese ich mit Interesse.

    Möchte bemerken, dass die russische Hetze vor einem Jahr ausschliesslich gegen Shvetzky ging, Tutberidze blieb gänzlich unbefleckt.

    An Opas Wasserglas glaubte damals keiner.

    Siehe da, sports.ru hat über Shvetzky vs Seppelt was geschrieben, Quelle

    All die Fettnäpfchen, mit denen Shvetzky in seiner Tätigkeit als Sportarzt in Berührung kam und die an ihm kleben, haben ihn zu jemand gemacht, der sich im Klagen gegen ehrschädigende Behauptungen auskennt.


    Weil der Beklagte im Ausland wohnt, kann Shvetzky sie bei dem Moskauer Gericht einreichen, dort, wo er ansässig ist. Russisches Recht halt.

    Wer Lust hat, hier ein Artikel der NY Times zu Shvetzky

    Shvetzkys Position im russischen Eiskunstlaufverband FFKR ab dieser Saison, Zitat aus: Es gab sogar einen Platz für den skandalösen Arzt Philip Shvetsky – allerdings wurde er ab dieser Saison auf die Position eines Facharztes versetzt, obwohl er zuvor Arzt der FMBA (Federal Medical Biological Agency) war. Jetzt ist Shvetsky Mitarbeiter der FFKR.

    In einem TASS-Interview hat sich Shvetsky zu den Gründen der Klage geäußert:

    - Ja, es ist schon viel Zeit vergangen, aber das alles hat mein Leben grundlegend beeinflusst. Wenn es nur ein Hype gewesen wäre – keine Frage, ich hätte überlebt, aber das alles hat meine berufliche Tätigkeit beeinflusst. Fragen Sie jetzt jeden – fast jeder ist sich sicher, dass ich Kamila Valieva das Medikament gegeben habe. Darüber hinaus würde ich, wenn ich ein Spießer wäre, angesichts des entwickelten Informationshintergrunds auch an Shvetsky denken. Und dieser Zug zieht sich für mich hin, ich erhielt zwei Strafen, gefolgt von Entlassung und Entzug von Anreizen, heute wird jede meiner Bewegungen Eigentum einer verurteilenden Öffentlichkeit, jeder meiner Auftritte auf dem Eis wird in den Medien aufgebauscht.

    Meine Bewegungsfreiheit in der aktuellen Situation ist äußerst eingeschränkt, die Gründe dafür liegen in der Kollegialität, der ärztlichen Schweigepflicht und letztlich auch in meinen persönlichen Ansichten. In dieser Situation gibt es nur einen Ausweg – das Gericht.

    Ist jetzt nicht juristisch wasserdicht, aber in D. ist es ein ungeschriebenes Gesetz, das wenn jemand aus dem Verkehr gezogen wird, es einem Schuldeingeständnis nahe kommt.

    Könnte mir vorstellen das er deshalb die von Misha erwähnte, modifizierte Position bekam.

    Zitat von Misha

    – allerdings wurde er ab dieser Saison auf die Position eines Facharztes versetzt, obwohl er zuvor Arzt der FMBA (Federal Medical Biological Agency) war. Jetzt ist Shvetsky Mitarbeiter der FFKR.

    Zitat von Yogacat

    ..., aber in D. ist es ein ungeschriebenes Gesetz, das wenn jemand aus dem Verkehr gezogen wird, es einem Schuldeingeständnis nahe kommt. ...

    Liebe Yogacat, was ist denn das für Rechtsverständnis? Irgendeiner wird von irgendjemand "aus dem Verkehr" = Beweis "Er/sie war's". Echt jetzt? 😉