ISU European Figure Skating Championships 2023 - Nachlese

Die Eiskunstlauf-EM 2023 ist Geschichte. Im ersten Nach-Corona-Jahr sank die Zahl der Teilnehmer und vor allem die der Zuschauer weiter. Die ISU wird wohl ihr Schatzkästchen weit öffnen müssen, um den Veranstaltern ihren Verlust auszugleichen. Bei den Männern sank die Zahl der Teilnehmer im Vergleich zum Vorjahr von 34 auf 29, bi den Frauen von 36 auf 30, bei den Paaren von 21 auf 13 und im Eistanz von 27 auf 23. Insgesamt gab es also 23 Teilnehmer weniger, als vor einem Jahr. Das ist nicht allein auf die Sperre von Russland zurückzuführen. Nicht nur quantitativ blieb die EM unter den Zahlen ihrer Vorgänger, auch qualitativ war der Unterschied gravierend. Zum ersten Mal seit 2013 reichten der Frauen Europameisterin weniger als 200 Punkte zum Titelgewinn. Damals reichten Carolina Kostner 194.71 Punkte zum Titelgewinn. Mit dieser zehn Jahre alten Leistung wäre die Italienerin diesmal noch Vize-Europameisterin geworden. Vor einem Jahr wäre die neue Europameisterin Anastasia Gubanowa mit ihren erreichten 199.91 Punkten nur Sechste geworden. Männersieger Adam Siao Him Fa hätte mit seiner Punktzahl im Vorjahr drei Läufern den Vortritt lassen müssen, darunter nur einem Russen.

Wie schon weiter ober erwähnt, stimmten die Zuschauer mit den Füßen ab und blieben lieber zu Hause. Kein Phänomen, dass nur auf Espoo zutraf, auch bei den zeitgleich veranstalten US-Meisterschaften blieben viele Plätze leer. Insgesamt war die Stimmung in Espoo aber gut, zumindest, soweit sie am Fernsehgerät ankam. Ein bisschen fremdschämen war immer dann angesagt, wenn deutsche Läuferinnen und Läufer an der reihe waren., Warum man mit Pauken und Trompeten, oder besser mit Trommeln und Rasseln zu einer Sportart geht, die für sich in Anspruch nimmt künstlerisch zu sein, kann ich nicht nachvollziehen. Das gehört dann doch eher zum Eishockey. Ich fand das unpassend.

Aus deutscher Sicht verlief die EM eher enttäuscht. Klar, die DEU feiert jetzt den dritten Platz von Annika und Robert, auch wenn sie selbst dazu kaum etwas beigetragen hat. Dabei wird verkannt, dass gerade in dieser Kategorie der größte Aderlass stattgefunden hat. Es waren acht Paare weniger als vor einem Jahr am Start. Es fehlten nicht nur die drei russischen Paare, sondern auch die beiden starken georgischen und die wegen Doping gesperrten Spanier. Mit diesen sechs Paaren wäre der Wettbewerb ganz anders ausgegangen. Mehr oder weniger trifft das auch auf die anderen drei Kategorien zu. Sollten die russischen Sportler im nächsten Jahr auf die internationale Bühne zurückkehren, wird das Ergebnis ganz anders aussehen. Für die deutschen Paare war die EM in Espoo die vielleicht historische Chance auf Gold und Silber, die leider vertan wurde. Das lag aber weniger an der Stärke der Italiener, als an der Schwäche der beiden deutschen Paare, denn was, nicht erst bei dieser EM, auffällt, ist die Tatsache, dass die deutschen Läuferinnen zu den großen Wettbewerben nicht in Form sind. Da wäre zu ergründen warum das so ist.

Die Pirouette schreib, dass die Veranstalter mit ihrer Entscheidung für Ort und Termin ein glückliches Händchen bewiesen haben. Das bezog sich vermutlich auf das Wetter. Wobei ich nicht glaube, dass die Verantwortlichen bei der Festlegung des Termins wussten, dass an diesem Tag in Oberstdorf Regenwetter und nicht etwa bestes Pistenwetter herrschte. Falls doch - im Impressum steht meine E-Mail-Adresse, schickt mir doch mal die Lottozahlen für nächsten Sonntag. Nein, ich befürchte, dieses glückliche Händchen hat eher den berüchtigten Griff ins Klo getan. Vielleicht war die Zeit von drei Wochen zwischen der DM, die ja ein Qualifikations-Wettbewerb für die EM war und der EM selbst zu kurz, um sich zu regenerieren und dann gezielt auf die EM vorzubereiten. Alle anderen Länder hatten ihre Meisterschaften bereits vor Weihnachten ausgetragen und kamen topfit zur EM. Sie erreichten neue Bestleistungen oder kamen nah heran. Davon konnte bei den deutschen Läuferinnen und Läufern nicht die Rede sein. Sie blieben oft zweistellig unter ihren Bestleistung und da davon alle fünf Starter betroffen waren, muss es ja an etwas gelegen haben. Auffälig auch, dass es die in Oberstdorf trainierende Schott genauso traf, wie den "Belgier" Nikita Starostin oder die "Italiener" Hocke / Kunkel. Bei ihnen ist besonders auffällig, dass ihre italienischen Trainingsgefährten ihre Leistungen abrufen konnten. Woran legt es also? Das zu untersuchen wäre eine lohnende Aufgabe für die DEU, um etwaige Fehler in der Vorbereitung nicht zu wiederholen. dazu wird es aber kaum kommen, denn in München verfasst man lieber Jubelmeldung. Eine kritische Auseinandersetzung ist da nicht zu erwarten.


Abweichungen EM / Bestleistung der deutschen Teilnehmer


Hocke / Kunkel -0,21 - addiert man ihr bestes Kurzprogramm und ihre beste Kür, dann beträgt der Unterschied -4,49

van Rensburg / Steffan -12,33

Efimova / Blommaert - 12,51

Starostin -19,07 addiert man sein bestes Kurzprogramm und seine beste Kür, dann beträgt der Unterschied -22,89

Schott -24,60 addiert man ihr bestes Kurzprogramm und ihre beste Kür, dann beträgt der Unterschied -27,85