Ab Mai: Sparkurs für deutsche Eiskunstläufer und -Läuferinnen
- Karl-Heinz Krebs
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Ab Mai gibt es eine neue Finanzierungsrichtlinie für die deutschen Eiskunstläuferinnen und -läufer, die bis zum Jahresende gültig ist. Sie enthält auch Regelungen für die EM und WM, obwohl im genannten Zeitraum diese Wettbewerbe gar nicht stattfinden. Falls sie stattfinden würden, so ist den Richtlinien zu entnehmen, dass die DEU die Kosten für die Sportler übernimmt. Auch für jeweils einen Trainer pro Sportler/Paar werden die Kosten übernommen.
Interessanter ist aber die Grand-Prix-Serie. Hier trägt der jeweilige Veranstalter die Kosten für den Aufenthalt der Sportler. Das dürfte ein Grund sein, warum es mit einem Grand Prix in Deutschland nichts werden dürfte. Fass mal einem nackten Mann in die Tasche ... Da bedarf es wohl eines oder mehrerer großzügiger Sponsoren. Die kompletten Kosten für ihre Heimtrainer müssen die Läuferinnen und Läufer komplett selbst tragen. Von der DEU gibt es keinen einzigen Cent dazu. Einen kleinen Hoffnungsschimmer gibt es aber noch. Sollte die DEU beim Großreinemachen am Jahresende noch ein paar Cent finden, sollen die verteilt werden.
Noch extremer sind die Regelungen für die Challenger Series. Hier müssen die Läuferinnen und Läufer nicht nur die Kosten ihrer Heimtrainer übernehmen, sondern auch ihre eigenen komplett selbst tragen. Zur Erinnerung: Die Challenger Series ist die zweithöchste Serie des Eiskunstlaufens. Kein Wunder also, wenn es kaum deutsche Starts gibt.
Schließlich gibt es noch die B-Wettbewerbe. Hier gibt es ebenfalls nicht einen Cent von Seiten der DEU.
Neben dem Wettbewerb gibt es ja auch noch Training. Auch hier gibt es für die Läuferinnen und Läufern nur kleine Zuschüsse für Reisekosten. Im aller günstigsten Fall kommen 1.900 € zusammen, dann hat aber der Läufer keine Förderstelle und muss Teilnehmer der WM 2023 sein. Das sind dann ja nicht sooo viele. Auch für Training und Choreografie gibt es kleine Zuschüsse im ganz unteren vierstelligen Bereich.
Zu Jahresbeginn wurde ja angekündigt, dass die DEU künftig auf den Paarlauf und den Eistanz setzt und den Einzellauf links liegen lässt. Dem trägt auch die neue Finanzierungsliste Rechnung. Während die Einzelläufer mit der hier genannten Förderung auskommen müssen, bleibt den Paarläufern und Eistänzer eine kleine Hoffnung. Die drei jeweils besten Paare der EM-Qualifikationsliste erhalten dann einen Bonus von 2.000/1.500/1.000 €.
Ob mit diesen Summen dauerhaft der Eiskunstlauf in Deutschland aufrecht erhalten werden kann, bleibt abzuwarten, ist aber eher zu bezweifeln. Ohne eine finanzkräftige Familie im Rücken wird kaum noch jemand Eiskunstlauf betreiben können. Ein mögliches gutes WM-Ergebnis im Paarlauf, wird die prekäre Lage noch einmal übertünchen, aber die Junioren-WM hat gerade gezeigt, dass auch die Zeit der guten Paarlaufergebnisse in ein paar Jahren zu Ende gehen dürfte.
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Talvi
Das klingt richtig mies...
Jetzt kenne ich mich in der Sportförderung nicht so aus. Aber es gibt doch auch noch die Sporthilfe. Können von dort wenigstens einzelne Läufer noch wenige Euro erhalten?
Wulf
Ohne die Finanzierungsrichtlinie selbst gelesen zu haben – es klingt nach einer Art Strategie "Wie fahren wir den Eiskunstlauf in Deutschland auf Null herunter" ...
MI's FAN
ja so könnte man dies verstehen. Also damit kann man nicht erwarten, dass die Läufer bessere Ergebnisse erzielen. Wie sollte das so gehen. Allerdings denke ich, dass der Topf der Deu leer ist. Die staatliche Förderung ist wahrscheinlich auf ein Minimum runtergefahren. Das Geld wird für andere Dinge verpulvert.
Markus
Ich persönlich denke, dass der erste Schritt zu einer professionellen und besser finanzierten Zukunft des Eiskunstlauf in D ein Neustart der Strukturen wäre. Eislaufunion und DEG sollten aufgelöst werden und durch eine schlagkräftign Organisation ersetzt werden, für die es vom DOSB wenigstens eine vernünftige Startfinanzierung geben sollte.
sylke
Wenn man sich die Förderungen des BMI für die einzelnen Sportverbände anschaut, ist es nachvollziehbar, dass es von dort kein Geld mehr gibt. 1,5 Mio. für einen Verband mit gerade mal 20.000 Mitgliedern und 6 Olympiateilnehmern, die alle keine Topplatzierungen erreichen, steht in keinem Verhältnis zu z.B. den Handballern, die für 2022 das gleiche Budget bekommen haben. Die Misere ist ausschließlich der DEU und den Landesverbänden zuzuschreiben. Es wurden Festanstellungen ohne Ende geschaffen, die jetzt niemand mehr in Frage stellt. Es herrscht völlige Intransparenz. Ein Teil der Bundeskader erfüllt die Nomen nicht mehr oder hat sie nie erfüllt. Und in den Landesverbänden ist sowieso Kraut und Rüben, da hilft vor allem in welchem Verwandtschaftsverhältnis man zu Vereins- und Verbandsfunktionären steht, da ist man auch noch Kader wenn man seit 2 Jahren keine Wettkämpfe mehr bestritten hat. Die DEU ist in der jetzigen Form eigentlich gar nicht förderfähig, das wäre jedenfalls gerechter den Sportlern gegenüber, die unter viel schlechteren Trainingsbedingungen, eigenfinanziert die gleichen Leistungen bringen, wie die, die für gar nichts gefördert werden.
Embot
Bin völlig deiner Meinung sylke . Da hilft nur ein komplett neuer Anfang. Aber wer schafft es schon, die DEU aufzulösen und was neues zu beschaffen? Wir im Forum leider nicht.
Yogacat
Zitat von Karl-Heinz Krebs
Interessanter ist aber die Grand-Prix-Serie. Hier trägt der jeweilige Veranstalter die Kosten für den Aufenthalt der Sportler. Das dürfte ein Grund sein, warum es mit einem Grand Prix in Deutschland nichts werden dürfte. Fass mal einem nackten Mann in die Tasche ... Da bedarf es wohl eines oder mehrerer großzügiger Sponsoren.
Überraschend dazu ein Mini Artikel in der Pirouette online.
Zur Erinnerung: Nach der Wahl des neuen Präsidiums wurde verkündigt das man mittelfristig die Ausrichtung grösserer Wettbewerbe angestrebt.
Nun hat sich DEU Präsident Andreas Wagner der Zeitschrift gegenüber dahingehend geäussert das das DEU Präsidium mehrere Optionen prüfe, um grössere internationale Wettbewerbe nach Deutschland zu holen. Vor Redaktionsschluss stand allerdings noch nicht fest ob und für welche Wettbewerbe sich die DEU möglicherweise bewerben werde.
Ich verkneife mir den Kommentar mal bis Weiteres bekannt wird.
...ausser uns natürlich, Karl-Heinz Krebs , sylke Embot und viele andere mehr hier im Blog.
Dazu hätte ich mal eine Frage an die Betriebswirtschaftler/Juristen.
Was würde im Fall einer Auflösung mit den ganzen Festangestellten geschehen?
Auch wenn es rein hypothetisch ist, kann ich mir die Frage nicht verkneifen und sinniere mal, das ihnen gemäss ihrem Vertragswerk hohe Abfindungen, Gehaltsfortzahlung oder die Überleitung in die neu zu gründende Organisation zustünden.
Misha
Thema Finanzierung ist der Knackpunkt, da hilft auch eine Umstrukturierung nix, wenn durch die Mühlen nicht mehr Wasser fliesst als vorher. Also lieber Geld sparen, das die Umstrukturierung sicher kostet.
Wer den russischen GP gesehen hat: Grishin erwähnt immer zwischendurch was mit "Tinkoff Bank" - das ist pure Werbung - "tinkoff Bank" ist einer der Hauptsponsoren des russischen Eislaufs, deren gelbes logo ist auf den Trainingsjacken der Russen sichtbar. Also selbst die Russen setzen auf Sponsoren.
Da muss auch die DEU hinstreben - grosse Namen verpflichten. Chique Sport ist ein kleiner Fisch ( sorry), da müssen grössere Brocken her.
Exkurs - weil ich das Geschehen interessiert verfolgt habe: Immer noch ist tinkoff ein Hauptsponsor, obwohl der Gründer dieser Bank, Herr Oleg Tinkov, seine russische Staatsbürgerschaft zurückgegeben hat letzten Herbst und legale Anstrengungen macht, seinen Namen aus der Bank zurückzuziehen Quelle. All das sagt mir, dass er nicht mehr Mehrheitseigentümer ist.
Tinkoff Bank wird gehalten von der TCS Group, ist keine russische Staatsbank, seit 2021 ist Oleg Tinkov kein Mehrheitsaktionär mehr.
Octavia
Misha Sidenote: Grishin wirbt für Tinkoff( die Bank, die sich um so viele Kunden kümmert) Ist eine merkwürdige Art, es zwischen den Sportlerdarbietungen so ununterbrochen zu tun.
Vater
Was hilft, wäre eine (geordnete) Insolvenz, eigentlich ganz einfach und ein Neustart!