Beiträge von Manuel

    Ich bin ja soooo traurig, dass Stephen Gogolev dieses Pech hatte. Und im Einlauf sah es noch so gut für ihn aus. Schade. Weiß jemand, ob er nochmal startet und wie viele JGP es jetzt noch gibt, bis zum Finale? Es waren doch erst drei, oder? Zwei davon hat er mitgemacht, er könnte also bei einem der Nächsten wieder dabei sein und wenn dann das Glück bei ihm bleibt, noch auf einen der Finalplätze kommen, oder sehe ich das falsch? Bei einem Sieg und einem fünften Platz? Wenn er jetzt ein weiteres Mal Erster oder Zweiter wird, könnte das denn noch klappen? Wenn die Vierfachen alle drei fehlerfrei kommen, ist er eigentlich unschlagbar. Allerdings hatte ich den Eindruck, dass es Brian Orser mit Fassung trug. Stephen ist ja im Grunde noch ein Kind und ihm liegt die Eislauf-Zukunft zu Füßen. Ich denke, auch den Jungs setzt die Pubertät zu. Wollen wir hoffen, dass er sich nicht unterkriegen lässt. Man sah ihm an, wie sehr er sich ärgerte. Da muss er vielleicht noch cooler werden. Möglicherweise liegt da auch der Unterschied zwischen einem Kind und einem Erwachsenen, denn als Kind geht man in der Regel unbefangener in Prüfungen hinein und denkt weniger nach. Wenn man älter ist, macht sich der Kopf selbst mehr Druck, als gut ist. Vielleicht glaubte er, er muss Bratislava unbedingt wiederholen. Oder es muss mit dem Erfolg so weitergehen, obwohl ein fünfter Platz für einen Dreizehnjährigen in der Creme der Nachwuchsläufer
    ( das ist ja der JGP, danach kommen die Senioren) ja ein Erfolg ist, von dem Tausende andere ihr ganzes Leben nur träumen können. Ich drück ihm die Daumen, in drei bis vier Jahren kommt seine Zeit erst richtig. Die Konkurrenten sind ja größtenteils alle schon Siebzehn oder Achtzehn.

    Hallo Katrin, ich hab die Möglichkeit im Keller auf dem Video eines Eishockeyspielers gesehen. Da wirst du sicher auch nicht springen können, denn wenn man richtig abspringen will, braucht es auch nach oben natürlich ausreichend Platz. Die Platten wurden wohl auch zunächst fürs Eishockey konzipiert und nicht so sehr für Kunstlauf. Sie müssen an einem Ort liegen bleiben, denn sie sind viel zu schwer. (Zwei junge Männer können sie transportieren und auch verlegen. Sie werden ineinandergeschoben.) Natürlich kannst du sie auch auf eine ebene Fläche auf den Rasen oder an eine Stelle im Garten legen. Aber du brauchst für deine Zwecke natürlich so ca. 20 qm, mindestens. Solche Bahnen gibt es auch komplett. Schau mal ins Google unter Glice, Synthetisches Eis etc. Du musst dir das in Ruhe alles durchstöbern. Die Bahnen komplett kosten einiges, gibt es aber sogar auch mit Bande. Dann können sie draußen liegen bleiben und man legt eine feste Folie aus Plastik gegen Regen und Unwetter drauf. Vielleicht braucht man auch gar nichts, in der Schweiz lassen sie sie auch so liegen. Aber wie es auch mit den transportablen Eisbahnen auf den Weihnachtsmärkten ist, müssen sie draußen mehr gereinigt werden, wenn sie der Witterung ausgesetzt sind. Deshalb sollte man sie zumindest abdecken, wenn man nicht fährt. In Berlin gibt es ein Eissportgeschäft, dass die Platten beim Ausprobieren von neuen Schlittschuhen zur Verfügung stellt. Aber das sind auch nur nur wenige qm. Wie gesagt, der Größe sind letzt endlich keine Grenzen gesetzt. Es gibt ja komplette Eisbahnen für kommerzielle Zwecke. Einzeln sind sie 2qm groß und man kann sie in der Anzahl beliebig variieren. Für mich reicht die Fläche, weil ich sie nur zum gymnastizieren nutze und die Bewegungsabläufe übe. Ich hätte auch gerne mehr gehabt, aber dazu fehlt mir denn auch der Platz. Auf der youtube Seite gibt es unzählige Videos, und über Glice, Eisbahnen auf google alles über die Firma. Die sitzt hier in Deutschland in Berlin, das Werk liegt in der Schweiz.
    Ich hab das Bild von mir hochgeladen, vielen Dank. Die Funktion hatte ich noch nicht gefunden.
    Das Schleifen mache ich auch nach Gefühl. Ich hab das für Schlittschukerlchen geschrieben. Für mich ist die Sicherheit auf der Kufe das Wichtigste, denn, wenn du wegrutscht, nützt dir das beste Gleichgewicht nichts. Im Wohnzimmer hab ich meinen Spinn liegen. Da drehe ich beim Fernsehen die Pirouetten drauf und für das Fliegertraining nehme ich einen Sessel, der mir im Notfall Halt gibt. Aber es geht schon ganz gut, ohne Festzuhalten bzw. abzustützen. Ich zähle immer die Sekunden. So, das wars, dir auch schöne Weihanchten. Hast du heute Ingolstadt auf one gesehen? Am Donnerstag zeigt die ARD noch etwas davon. Der kleine Russe ist ja ein Klopper! Wenn er dabei bleibt, hat er eine große Zukunft vor sich. Als Junge wird ihm die Pubertät nicht so viel anhaben können, wie den Mädels. (s. Lipnitzkaja, ich bin ganz traurig, das sie aufgehört hat, ich mochte sie gerne sehen.) Lg Manuel

    Kurzer Nachtrag. Fotografiert hab ich mein Eiszimmer, aber ich kann das Bild vom PC nicht hier hinein laden. Es geht nur mit URL aus dem Netz. Da muss ich mir noch etwas einfallen lassen. Vielleicht klappt es von meiner website. Ich trage keine Handschuhe dabei, aber die Handschützer, falls man mal unglücklich fällt. Bisher bin ich noch nicht gestürzt. Die Platten sind so hart wie der normale Fussboden, also Holz oder Parkett, Linoleum. Schneiden kann man sich nicht. Der Abrieb ist sehr weich. Da ist Eis gefährlicher. Lg Manuel

    Erstmal fröhliche Weihnachten. Schleifen sollte man, laut Patrick in Hamburg, so alle acht bis zehn Wochen. Das kommt auf die Belastung an. Wer jeden Tag zwei Stunden aufs Eis geht und am Ende auch ziemlich Mieses mit Rillen und Kanten und Löchern vorfindet, muss natürlich öfter hin. Auch kann man mit dem Finger die Kufe abfahren und merkt selbt, ob kleine Macken drauf sind. Den Hohlschliff muss man sich selbst erfühlen, am Anfang, nach jedem Schleifen fährt man noch wackelig. Man kann dann einmal ohne Schoner über die Gummimatten gehen. Ich merke, dass mir ein zu tiefer Hohlschliff nicht bekommt. Inzwischen hat sich Patrick auf mich eingestellt, so dass ich die Schuhe nur abgebe und gar nicht mehr weiß, wie viel Zoll ich nun brauche. Wichtig ist auch, dass alle Kufen gerade geschliffen sind. Man sollte da schon einen fachmann finden, wenn man Kunstlauf richtig betreiben will. Manchmal zog mich die Kufe sogar weg, so dass ich keinen ordentlichen Außenbogen auf der jeweiligen Seite mehr laufen konnte. Dann ist es höchste Eisenbahn, sein Handwerkszeug kontrollieren zu lassen. Das Eislaufen steht und fällt mit der richtig geschliffenen heilen Kufe.


    Zu den Platten. Wenn man einen Schuppen hat, kann man sich auch außerhalb der guten Stube eine Bahn bauen. Kelleräume gehen ebenfalls. Eine Doppelgarage, ein Carport. Man sollte es nur überdachen und vor Regen schützen, obgleich die Platten das alles abkönnen. Am Anfang ist der Abrieb stark, man muss auch kleine Stücke von dem Plastik abschneiden, damit man nicht drüber stolpert. Es wird nach jedem Gebrauch ausgefegt, einmal in Woche mit Neutralreiniger( niemals mit General o.ä.!!) oder lauwarmen Wasser feucht abwischen. Die Platten sind ansonsten pflegeleicht. Kaputt gehen sie bei uns nicht. Das kann passieren, wenn eine Publikumsbahn stark beansprucht wird, aber auch da wird etwas von zehn Jahren gesprochen. Ein Einzelläufer wie unsereiner kann auch mit der Spitze eintippen, das glätten sich alles. Wir kriegen die Dinger sicher nicht kaputt.


    Gib mal Glice eisplatten auf youtube ein. Da kommt viel raus. Wie gesagt, es ist ein behelf für die Sommermonate und ein abendliches Training. Es macht Spaß und gymnastizieren geht hervorragend. Sprünge gehen auch bei wenigen qm, allerdings muss man vorsichtig sein und die Gleitfähigkeit ist nicht so hoch wie auf dem Eis.
    Lg Manuelhttps://www.youtube.com/watch?v=Xph6UV3dHEg

    https://www.eislaufschule.de/
    Hey, schau mal, ob das etwas für dich sein könnte. http://www.hsc1881.de/
    Ich hab mit 58 Jahren auch sehr spät angefangen, aber ich hatte Glück, in Hamburg die basics lernen zu können. Dort werden beim Hsc auch Erwachsenenkurse für Anfänger und Fortgeschrittene angeboten, dazu die Eisläufer und Freiläuferprüfungen, die auch als sogenannte Vorprüfungen die Grundlagen bilden. Im Youtube kannst du viel von Oleg lernen, aber du brauchst zu Anfang jemand, der dir die richtigen Bewegungsabläufe zeigt, also vormacht und dir alles an Tricks erklärt. Du darfst dir nichts Falsches beibringen. Die richtige Gewichtsverlagerung und die richtige Armhaltung ist die halbe Miete. In Hamburg kostete die Trainingsstunde in der Gruppe mit vier bis sechs Läufern inclusive Eis 7,50 Euro. Üben musst du ohnehin dann selbst und deinen Füßen konsequent sagen, dass sie dir zu gehorchen haben. Irgendwann kapieren sie, was sie sollen. Am besten ist, einen Urlaub zu planen und sich eine günstige Ferienwohnung für ein oder zwei Wochen zu mieten. natürlich musst du vorher alles abgesprochen haben. In Hamburg bieten sie auch Crashkurse für Erwachsene an, also eine Woche, jeden Abend in Farmsen in der Halle Unterricht. Das ist nicht teurer als ein Segelkursus oder Ähnliches. Aber es gibt dir das Grundlagenwissen. (War immer im März)
    Du musst deine beiden Kanten spüren, auf beiden Seiten, versteht sich. Eine Schokoladenseite hat jeder. Die andere muss geübt werden. Kanten, Bögen und Kreise, den Dreiersprung, (den Halbkreis am Ende der bahn nehmen, wo sonst die Eishockeytore stehen. Links fahren und das rechte Bein rückwärts absetzen. Irgedwann an der Bande vorsichtig abspringen. Es kommt auch auf die richtige Kufe an. Ich hab jetzt die Galaxy von Risport und brauch nur mit der Spitze ganz eben nach vorne aufs Eis tippen. Auch der richtige Schliff ist wichtig, damit du dich sicher fühlst. Zu Beginn sollte der Hohlschliff nicht zu tief sein. Das Schleifen können nicht alle. Eishockey und Kunstlauf sind nicht kompatibel. In Hamburg schleift Patrick im DoubbleLutz (steht im Internet). Ist nicht billig, aber sehr gut. Normalerweise muss man alle acht Wochen, je nach Nutzung, nachschleifen. Fallhosen, Handschuhe und Handschoner sind für uns ein Muss, denn wir haben im Gegensatz zu den Kindern keine Gummiknochen mehr.
    Das ist Sebastian Depta, er arbeitet in Hamburg, kommt aus Polen. Wir haben uns in Hamburg kennengelernt. Er nimmt jedes Jahr an den Weltmeisterschaften der Erwachsenen in Oberstdorf teil und hat auch schon gewonnen.


    Lg Manuel

    Hallo Katrin, ich freu mich, dass dir die Geschichte gefallen hat. Es ging mir darum, Marie zu zeigen, dass es im Leben immer rauf und runter geht. Auf einen großen Erfolg kann ganz schnell eine Niederlage folgen und dann braucht man etwas inneren Abstand, damit man nicht den Boden unter den Füßen verliert. Genauso folgt auf Tränen auch wieder Sonnenschein. Das hat Marie in der Geschichte begriffen. Natürlich muss sie fleißig trainieren, denn ohne Fleiß, kein Preis. Aber es kann halt nicht immer gut laufen und dann denkt sie an Nanouk und weiß, es gibt ein nächstes Mal und wieder eine neue Chance. Nach dem Turnier ist vor dem Turnier. Wenn man etwas zwanghaft versucht, verkrampft man nur und es wird eh nichts. Wichtig ist zu wissen ist, dass man mit Niederlagen leben muss. Sie als Ansporn zu betrachten, nach vorne zu schauen und die Hoffnung nicht verlieren. Das war meine Botschaft auch an die echte Marie. Ehrgeiz ist noetig, aber da gibt es Grenzen. Man analysiert, was war falsch und muss versuchen, es besser zu machen. Wenn ich sehe, wie totalitäre Staaten Kinder wie Maschinen trimmen, läuft es mir kalt den Rücken herunter. Dann entstehen solche Situationen, wo es nur noch um das Aneinanderreihen von Vierfach-Sprüngen geht und das Ganze mit Kunst nichts mehr zu tun hat. Da sollten dann auch die Richter ein Machtwort sprechen. Eine Kür ohne Vierfache aber mit Transitions und einer wunderschön getanzten Geschichte macht auch für den Zuschauer viel mehr her. So, ich hab gerade versucht, die Dt. meisterschaften zu sehen und verzweifelt nach Aljona und ihrem Bär Bruno gesucht, aber wahrscheinlich war just da, die Technik ausgefallen. Haben die denn jetzt gewonnen? Gibt es davon noch Aufzeicnungen? Lg Manuel

    Ich schreibe u.a. auch Kindergeschichten, übers Reiten und Eislaufen. Auf meiner website findet ihr vieles kostenlos.(Die gedruckten Bücher von den Verlagen muss ich selbst kaufen.) Auf der linken Menueseite sind die Bloecke für Kinder, Jugendliche und Erwachsene aufgelistet. Da gibt es sogar einen Eislaufkrimi. Einfach mit Manuel Magiera googeln oder http.://manuelmagiera.de.to.
    Hier kommt also : Marie, die kleine Eisprinzessin. Die gibt es wirklich und ist jetzt gute zehnJahre jung. Ich hatte sie in Braunlage im Urlaub kennengelernt und der Axel machte ihr so großen Kummer. Da war sie erst Sieben! Als ihre Mutti mich darum bat, hab ich die nun folgende Geschichte geschrieben. Ich hoffe, sie gefällt euch. Lg Manuel


    Marie, die kleine Eisprinzessin


    Marie war ein hübsches dunkelhaariges Mädchen von sieben Jahren. Sie ging gerne zur Schule und lernte auch sehr gut. Maries größte Liebe aber galt dem Eiskunstlauf. Wie herrlich und glücklich fühlte sie sich doch, wenn sie ihr schwarzgoldenes Eislaufkostüm und ihre kleinen Schlittschuhe anziehen durfte! Über die weißen Stiefelchen trug sie goldene Schlittschuhschoner und ihr langes lockiges Haar band sie sich zu einem Pferdeschwanz zusammen, der, natürlich, von einem goldenen Band zusammengehalten wurde. Marie schwebte über das Eis. Seit sie denken konnte, erhielt sie Eislaufstunden und fuhr dafür auch im Sommer viele Kilometer aus ihrer Heimatstadt zu den Eisbahnen in den Harz. Dort erwartete sie stets ihre Trainerin, die ihr ganzes Können aufbrachte, um Marie das Eiskunstlaufen zu lehren. Marie konnte ganz viele schwierige Schrittfolgen und bereits so schnell wunderschöne Pirouetten drehen, dass einem als Zuschauer dabei fast schwindelig wurde. Ihre Mama begleitete sie und war immer an ihrer Seite, auch wenn Marie mal Kummer hatte. Und das kam in der letzten Zeit leider öfter vor.


    Die kleine Eisprinzessin beherrschte nämlich auch schon die wichtigsten Sprünge. Nur, der Axel bereitete ihr Kopfzerbrechen. So sehr sich Marie auch abmühte, er wollte ihr nur selten gelingen. Und dabei machte sie doch alles richtig! Sie lief an, sprang ab und drehte sich eineinhalb Mal in der Luft. Aber dann, ja dann kam die Landung. Und die setzte nicht rechts rückwärts auf der Kufe auf, sondern meistens auf Maries Po. Irgendetwas fehlte da noch. Marie übte und übte und war ganz verzweifelt. Ihre Mama nahm sie dann in den Arm und versuchte sie zu trösten, aber auch das half nicht immer. Marie war einfach zu ehrgeizig. Sie wollte doch so gerne eine richtige Eisprinzessin sein und bei Wettbewerben gewinnen.
    Nach einem anstrengenden Trainingstag, an dem ihr wieder der Königssprung nicht gelingen wollte, lag sie grübelnd im Bett. Marie hatte ein sehr schönes eigenes Kinderzimmer. Ihre hübschen Kleidchen hingen aufgeräumt im Schrank und ihre Stofftiere passten während der Nacht auf sie auf. An der Wand klebte eine niedliche himmelblaue abwaschbare Tapete. Was darauf zu sehen war? Eisbären, natürlich! Große und kleine weiße Bären, zum Teil nur mit ihrem Fell, aber andere waren auch schick angezogen. Doch das Besondere an den Bären, zu denen auch ganze Familien gehörten, war, dass alle Schlittschuhe trugen und in typischen Eislaufposen auf Marie herabschauten. Die hatte ihren Bärenfreunden natürlich auch schon Namen gegeben und oft, wenn sie nicht einschlafen konnte, unterhielt sich Marie mit ihnen. Ihr bester Freund hieß Nanuk. Das ist eskimoisch und bedeutet in der Eskimosprache: Eisbär. Nanuk war ein kleiner Eisbärenjunge, eingepackt in eine dicke hellblaue Winterjacke und ebensolchen Hosen. Auf dem Kopf trug Nanuk eine buntgestreifte Pudelmütze und an den Händen gleichfarbige gestrickte Handschuhe.


    Huch! Marie, die sich mal wieder über ihre verpatzten Trainingssprünge ärgerte und eigentlich den Tränen nah war, blickte gebannt auf ihre Tapete. Irgendetwas stimmte da nicht, an der Wand. Richtig, jetzt erkannte sie es! Nanuks Pudelmütze fehlte. Wie konnte das geschehen? Marie suchte die ganze Tapete ab, aber nirgends war die Mütze zu sehen. „Nanuk, wo hast du denn deine Mütze gelassen? Es ist viel zu kalt, ohne Kopfbedeckung herumzulaufen. Auch für einen Eisbären!“, rief sie aus. Nanuk schüttelte traurig den Kopf. „Weiß nicht, hab ich wohl auf dem Schulweg verloren“, meinte er. Marie überlegte einen Moment. Sie schaltete ihre Nachttischlampe mit den vier Feen auf dem Lampenschirm an, sprang aus dem Bett und öffnete ihren bunten Schulranzen. Mit geübter Hand fand sie, was sie suchte. Sie zog ihre Federtasche heraus und in wenigen Minuten malte sie ihrem Bärenfreund Nanuk eine neue Mütze. Zufrieden besah sich Marie einen Augenblick später ihr Werk. Ein paar Ohrenschützer waren auch noch dazugekommen. „Ich will mich ja nicht loben, aber die sieht jetzt fast noch hübscher aus, als die Alte. Nun verlier sie nicht wieder“, sagte sie. Schnell holte sie einen Spiegel aus der Kommode und hielt ihn Nanuk vor. „Geil“, rief der spontan aus. „Danke, Marie. Hast was gut bei mir. Meine Mama hätte bestimmt geschimpft, wenn sie mich morgen früh ohne Mütze gesehen hätte.“ „Nicht der Rede wert. Wir sind doch Freunde!“, lachte Marie. Sie packte schnell ihre Federtasche wieder in den Schulranzen, wünschte Nanuk eine gute Nacht und löschte das Licht. Ein paar Minuten später schlief sie tief und fest.


    Der Mond war aufgegangen und blickte zärtlich auf Marie herab. „Lieber Mond“, sagte Nanuk, „ich möchte mich bei Marie bedanken. Kannst du mir nicht helfen? Sie wünscht sich so sehr, den Axel richtig springen zu können.“ Der Mond war nicht von gestern und hatte das Dilemma schon lange mitbekommen. „Es ist im Grunde gar nicht so wichtig, ob sie ihn springen kann. Wichtig allein ist ihr gutes Herz, und das hat sie gerade bewiesen. Als sie dir eine neue Mütze gemalt hatte, war der vermaledeite Sprung völlig vergessen. Vielleicht springt sie ihn leichter, wenn sie ihn nicht mehr so wichtig nimmt. Außerdem ist sie doch noch viel zu klein. In ein paar Jahren, wenn sie mit ihrer Trainerin fleißig geübt hat, lacht sie darüber. Dann wird sie ihn in der einfachen Form sicher stehen und bereits doppelt beginnen.“ Nanuk stöhnte auf.
    „Heißt das etwa, dass alles in zwei oder drei Jahren wieder von vorne anfängt, weil sie die Sprünge dann alle mit mehreren Umdrehungen versuchen wird? Oh, nein. Das würde mir das Herz brechen. Dann sehe ich sie ja nur noch weinen. Lieber Mond, sag, dass das nicht wahr ist!“, rief Nanuk verzweifelt. Er mochte Marie so sehr und konnte es nicht ertragen, wenn seine kleine Freundin traurig war. Der Mond atmete laut aus.
    „Doch, Nanuk. Das hat aber nichts mit dem Eiskunstlaufen zu tun. Das ganze Leben ist eine ständige Herausforderung. Kaum hat man etwas geschafft, kommt schon die nächste Aufgabe. Noch geht Marie zur Schule. Sie muss Klassenarbeiten schreiben und irgendwann steht die Prüfung zum Abitur an. Aber auch danach kann sie sich nicht ausruhen. Sie will vielleicht studieren und muss einen Beruf lernen. Natürlich findet sie auch einen Mann und heiratet. Sie bekommen Kinder, ja Nanuk, das Karussell des Lebens dreht sich immer weiter. Marie braucht etwas, das ihr hilft, auch in schwierigen Augenblicken nicht den Mut zu verlieren und wieder neue Hoffnung zu schöpfen.“ „Ja, Mond, aber was?“ Nanuk schluchzte nun auch.


    Plötzlich wurde es ganz hell im Kinderzimmer. Vier wunderschöne Feen lösten sich vom Lampenschirm und tanzten in ihren langen wallenden Kleidern durch den Raum. Sie hielten Zauberstäbe in der Hand und sangen. Nanuk konnte das Lied erst nicht verstehen, aber dann wurde der liebliche Feengesang deutlicher.
    „Ein Talismann für die kleine Eisprinzessin macht vergessen allen Kummer und alle Tränen! Mit einem Talismann wird sie alle Sprünge irgendwann sicher stehen“, tönten die vier Stimmen. Jede Fee nahm ihren Zauberstab und zog glitzernde Kreise durch die Luft. Das durchsichtige Bild eines kleinen goldenen Eisbären an einer ebenso goldenen Kette erschien ganz kurz in der Mitte des Zimmers. Eine Fee nach der anderen segnete das Bild und die schlafende Marie:
    „Glück und Gesundheit“, rief diejenige, die ein hellblaues Kleid trug. „Ein reines Herz und reichlich Verstand“, die zweite, im gelben Kleid. „Mut und Kraft“, sang die dritte, ganz in Rot gekleidet. „Leichtigkeit und Fröhlichkeit, Hoffnung, Vergessen und Verzeihen“, sang die letzte Fee, die in ihrem schneeweißen Ballkleid zu Marie hinüberflog und ihr einen Kuss auf die Wangen hauchte.
    „Du wirst eines Tages eine schöne und erfolgreiche Eisprinzessin sein, kleine Marie. Nimm und trag deinen goldenen Eisbären bei jedem Wettkampf um den Hals. Er wird dich nicht nur beschützen, sondern immer daran erinnern, dass es Wichtigeres im Leben gibt, als einen sportlichen Sieg, wenn es mal nicht so gut läuft. Eine warme Mütze im Winter ist mehr wert, als eine Goldmedaille, denn die hält dich nicht warm. Aber du wirst bei deinem Ehrgeiz auch genug Medaillen bekommen, warte es nur ab und übe fleißig weiter. Die Voraussetzungen dafür bringst du selber mit, und alles, was du sonst noch brauchst, hast du jetzt von uns bekommen. Auf Wiedersehen, kleine Prinzessin Marie!“ „Auf Wiedersehen, Marie“, riefen auch die anderen drei Feen und flogen eine nach der anderen wieder in den Lampenschirm. Nanuk staunte. „Und wo bekommen wir jetzt einen goldenen Eisbären an der Kette her?“, fragte er den Mond. „Warte es nur ab, und nun schlafe, Nanuk, mit der warmen Mütze!“, antwortete der und zog sich wieder an den Sternenhimmel zurück.


    Als Marie am nächsten Morgen aufwachte, dachte sie an ihren Traum. Nanuk fiel ihr ein, die fehlende Mütze und da waren noch der Mond und die vier Feen von ihrem Lampenschirm gewesen. Sie blickte zur Tapete. Nanuk lachte sie in seiner neuen gemalten Mütze fröhlich an. Sie wollte gerade aufstehen, da sah sie ein kleines Päckchen auf ihrem Nachttischchen. Daneben lag eine Karte. Verwundert las Marie von den Gaben, die ihr die vier Feen während ihres Schlafes geschenkt hatten. Aufgeregt, mit zitternden Händen, öffnete sie ganz vorsichtig das Päckchen. Ein kleiner goldener Eisbär an einer ebenso goldenen Kette lag darin. Marie konnte kaum sprechen. Sie schaute auf Nanuk. Die beiden Bären hatten etwas Ähnlichkeit miteinander. Aber, das war doch alles nur ein Traum gewesen?
    „Marie, Schätzchen, du musst zur Schule. Aufstehen!“, rief ihre Mutter plötzlich und stand im Zimmer. „Mama, schau mal, was die Feen und Nanuk mir geschenkt haben!“ Marie schaute ihre Mutter fassungslos an. Die lächelte vielsagend. „Dann wollen wir dir mal deinen neuen Talismann um den Hals binden. Pass gut auf ihn auf. Er wird dich auf allen deinen Wegen begleiten und sich mit dir freuen, wenn du dich freust, und dich trösten, wenn’s mal nicht so läuft. Denke dann einfach immer an Nanuks Mütze“, lachte die Mutter.
    Marie trug ihren Talismann später bei jedem Wettkampf, den sie bestritt. Bevor sie auf die Eisbahn lief, rieb sie Nanuk und küsste ihn. Sie wusste, er war immer bei ihr. Wenn sie gewann und aufs Siegertreppchen steigen durfte, freute sie sich und bedankte sich. Leider gab es, wie überall und immer im Leben, auch für Marie Momente, da klappte gar nichts und sie hätte sich am liebsten ins nächste Mauseloch verkrochen. Dann lachte sie nur, dachte an ihre Malstunde auf der Tapete, an die Worte der letzten Fee und dachte: Axel hin, Axel her, es gibt wirklich Schlimmeres, als einen Sprung zu versemmeln! – Ein Eisbär ohne Mütze!

    Beim Eiskunstlauf ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Es gibt eigentlich nur eine einzige Formel und die heißt: Üben, üben, nochmals üben, und nie aufgeben! Aber dann ist der Lohn auch grandios.


    Ich bin jetzt 61 Jahre alt und laufe seit meinem vierzehnten Lebensjahr Schlittschuh. Damals fuhr ich mit meinen Eltern nach Oberstdorf in den Urlaub. Dort gab es eine Sommereisbahn und irgendwann stand ich im berühmten Spiegelsaal. Trotz ausgetretener Leihschuhe kam ich recht gut vorwärts, denn das Gleichgewicht hatte sich schon durchs Rollschuhlaufen entwickelt. Zu Weihnachten lag ein modernes Hudora Schlittschuhkomplet auf dem Gabentisch. Mein Vater erzählte, dass es in seiner Kindheit nur Kufen zum anschrauben an die Straßenschuhe gab. Als die Teiche im Winter zufroren, drehte ich meine Runden in der Nähe der elterlichen Wohnung. Erst 1980 konnten wir den Luxus einer Halle in Flensburg genießen. Unterricht hatte ich natürlich nie bekommen. Vor drei Jahren suchte ich nach einer Sommereisbahn, die weder eine Weltreise nach Oberstdorf noch einen Harzurlaub in Bad Sachsa oder Braunlage erforderte. In der VB Arena wurde ich fündig und fand zu meiner großen Freude schnell nette Leute und Zugang zu einem Eislaufverein. Begeistert fuhr ich ein bis zweimal in der Woche mit dem Zug zwei Stunden nach Hamburg zu den jeweiligen Trainingsorten.


    Dort nahm ich dann recht schnell unsanften Kontakt zum Eis auf und hörte sofort auf den Rat sturzerfahrener Kollegen: Zwei Fallschutzhosen zum Wechseln fuhren ab sofort immer mit.
    Die wurden zusammen mit dünnen Knieschonern über die Sporthose gezogen. Meine Hände steckten in schwarzen Handschuhen mit Noppen an der Innenseite. (Damit kann man nach einem Sturz besser aufstehen, denn die Noppen kleben auf dem Eis.) Die darüber befestigten Handknöchelschoner (von den Inlinern), haben mich bis heute mehrfach vor dem sicheren Krankenhaus bewahrt. Und Fallhosen polstern Steißbein und Hüften. Wie gut sie schützen, merkte ich gleich am ersten Trainingstag.


    Sicher ausgerüstet, begann der noch ungewohnte Eislaufunterricht. Und das in einem Alter, in dem es sich viele Leute bereits auf dem Sofa gemütlich machen und ihre Knochen jeden Tag einzeln per Handschlag begrüßen. Es fing ganz simpel und harmlos an. Rollerfahren auf einem Kreis. Das Abstoßen und richtige Bremsen, Slalomfahren auf beiden Beinen und die vier Kanten einer Kufe auseinanderzuhalten, folgten. Ganz vorsichtig versuchte ich es den anderen, die schon länger dabei waren, nachzumachen. Mit mäßigem Erfolg und einigen harten Landungen auf dem weißen kalten Untergrund. Ich wusste ja bis dato nicht einmal, dass ein Schlittschuh eine Innen - und eine Außenkante besaß. Hatte mir natürlich noch nie jemand erzählt. Und wie unsere Eislauflehrerin auf ihren Schlittschuhen dahinschwebte, war einfach nur himmlisch! Erschrocken musste ich feststellen, dass die meinen, die ich einst zu Weihnachten bekommen hatte, jetzt, nach über vierzig Jahren endlich ihre wohlverdiente Rente haben wollten. Bei Planten un Blomen, erfuhr ich, gab es ein Eissportgeschäft mit Schleifservice. Schleifen? Darüber hatte ich mir auch noch nie Gedanken gemacht. Im Geschäft wurde ich eines Besseren belehrt. Der Schuh ist sehr wichtig, denn er soll passen und fest sitzen, aber genauso wichtig sind natürlich auch die Kufen mit dem richtigen Schliff. Und bei beiden, Schuh und Kufe, gibt es preislich und qualitätsmäßig sehr große Unterschiede. Der Verkäufer wusste zum Glück, was ich brauchte. Ein paar Risport Antares und die MK 21 für den Anfänger Bereich wechselten den Besitzer. Kostenpunkt über 200 Euro. Ein paar Plastikschoner, die man sofort drüber zieht, wenn man das Eis verlässt und ein paar Stoffüberzieher für den Transport, damit die Nässe ablaufen kann, waren im Preis inbegriffen.


    Als ich stolz auf meinen neuen Schuhen auf dem Eis stand, brach die Welt um mich herum erst mal zusammen. Anstatt die ersten perfekten Pirouetten zu drehen und schon mal einen kleinen Sprung zu wagen, versuchte ich mich mit zitternden Knien nur noch vorsichtig vorwärts zu bewegen, dachte dabei an unsere Ausbilderin und hörte ihre Worte in meinen Ohren klingen. Mein Kopf hatte zwar kapiert, was Beine und Füße tun sollten. Den Oberkörper, Kopf, und die Schultern durfte man nicht nicht vergessen. Und immer dahin schauen, wohin man fahren wollte. Das wichtigste: Das Knie! Locker und gelöst bleiben, auch mit Blasen an den Füßen. Die kamen nämlich sehr schnell. Und meine Körperteile dachten gar nicht daran, irgendwelche Anweisungen von mir zu befolgen. Obwohl ich ihnen wirklich sehr freundlich begegnete und entgegen meiner Natur plötzlich eine Engelsgeduld mit ihnen entwickelte. Wenigstens blieb mir harte Bodenberührung erspart und gegen die Blasen besaß ich alsbald ein Sammelsurium an Pflaster, Pads und Bandagen, die die anfälligen Stellen schützen sollten.


    Im Internet fand ich die Aufgaben für die Eisläuferprüfung und die Freiläuferprüfung. Alles wurde heruntergeladen, dazu eine Nicole und ein anderes junges Mädel aus Amerika von youtube. Inzwischen hab ich auch Oleg und Jimmy Young auf dem Rechner. Es sah bei diesen Leuten so leicht aus. Bei mir ging allerdings die Verzweiflung um. Meine Füße wollten nie, wie ich wollte.


    Erst mal Warm machen. Das ist das erste, bevor man das Eis betritt, lernte ich. Irgendwie auch klar. Ein 5000 m Lauf ohne vorher die Muskeln zu dehnen, wäre wohl schon nach wenigen Metern zu Ende. Auf dem Eis geht’s dann damit weiter: Abstoßen, links, rechts, und gleichmäßig vorwärts. Das Übersetzen vorwärts klappte ganz gut, rückwärts? Weniger. Eine Seite ging dabei wieder besser als die andere. Also die schlechte Seite nochmal üben. Dann die Bögen. Außen und innen. Innen ging ganz gut, außen nicht. "Knie, du brauchst mehr Knie", drang es an meine Ohren. Zwischendurch spähte ich neidvoll auf die kleinen Mädchen, die Pirouetten drehten, dass einem schwindelig dabei wurde und den Salchow scheinbar mühelos sprangen. Irgendwann konnte ich auf der Innenkante auf einem Bein einen Kreis laufen. Jubel. Aber die Frustration folgte sofort, denn sich für die Außenbögen ganz auf die Außenkante zu stellen, war meinen Beinen nicht ganz geheuer und mir, wenn ich ehrlich war, auch nicht.


    Zuerst die Dreier lernen, an Salchow nicht mal denken, fiel mir dann ein. Dazu am besten an der Bande festkrallen und versuchen, beim Innendreier das Gewicht auf die innere Kante zu verlagern, irgendwie ins Knie runter zu gehen, wieder hochkommen und dann rückwärts auf die Außenkante drehen. Außen macht man‘s genau umgekehrt. Irgendwann stellt sich schon die Auflösung des Knotens ein, hoffte ich, übte stundenlang die Basics und besaß bald auch Zehnerkarten für die Eisbahnen in Flensburg und Brokdorf. Natürlich wollte ich Pirouetten drehen. Das schlimmste war die links herum: Meine Schokoladenseite hieß rechts. Da ging‘s sogar auf einem Bein. Aber für die Prüfung Freiläufer mussten links und rechts fünf Umdrehungen her. Ich fing an Schwung zu holen, glaubte ich jedenfalls, zählte die Werbung an der Bande. Irgendwann, nach unzähligen Stunden, waren die fünf Umdrehungen da, und auch die Dreier funktionierten nach links innen. Wenn auch ohne großen Auslauf. Nach außen sogar in beide Richtungen. Ein ganzes Jahr, teilweise schon völlig verängstigt, übte ich an der Bande weiter für den Innendreier auf dem rechten Fuß. Der weigerte sich vehement. Als er plötzlich und ohne Vorwarnung mitten auf dem Eis gelang, liefen mir Freudentränen übers Gesicht. Aber ich wusste noch nicht, warum und wie ich ihn hinbekommen hatte. So, wie es die Fortgeschrittenen konnten, klappte es bei mir nie. Man fährt auf dem Kreis, schaut hinein und dreht auf dem Fuß nach innen auf rückwärts, und schaut dabei weiter in den Kreis.


    Irgendwann kam mir der Gedanke, dass bei mir vielleicht etwas mehr Beweglichkeit vonnöten wäre. Das Zauberwort hieß Gymnastik. Also, das off-Eis ist genauso wichtig, wie das Eis selbst. Möglicherweise noch wichtiger. Die großen Läufer verbringen etliche Stunden in der Sporthalle. Besonders schnell merkt man es beim Flieger. Das geht auch in der guten Stube. Wenn man sich vor den Sessel stellt und das erste Mal auf einem Bein steht und das andere nach hinten ausstreckt, sollte man nicht den Helden spielen, sondern sich immer festhalten. Richtig ist der Flieger dann, wenn das Bein nach oben zeigt, der Kopf mitsamt Brustbein auch und in der Mitte eine Mulde entsteht. Auch hier gilt wieder, bevor man sich etwas ausrenkt, kleine Brötchen backen, denn so, wie bei den kleinen Kindern, die als Dreijährige anfangen, kann es bei uns Erwachsenen nicht mehr werden. Aber das muss es auch nicht. Wenn man sich endlich halbwegs in der Waage hat und auch noch auf einem Bein mit zur Seite ausgestreckten Armen vor dem teuren Fernseher steht und nicht hineinfällt, ist das für uns mehr als genug. Bitte beide Beine üben. Eines wird immer nicht so gerne wollen. Dem muss man dann etwas mehr Zeit widmen. Geradeaus Vorwärts kann man es vorsichtig auf dem Eis probieren. Aber nur, wenn das sauber ist und man auch gut gleiten kann. Immer Vorsicht walten lassen, wenn das Eis schon abgenutzt ist. Da stellen sich schnell Löcher und andere furchtbare Stolperfallen ein. Die Hände liegen flach nach unten gedreht, die Daumen zeigen auf den Boden. Die Arme etwa in Schulterhöhe. Imaginär stützt man sich so nämlich ab und behält das Gleichgewicht. Der Unterschied zum schlaksigen Laufen mit herunterbaumelnden Armen ist bald zu spüren. Und ohne die Arme läuft auf dem Eis eh gar nichts. Lasst andere Leute auf Weihnachtsmärkten oder im Publikumslauf ruhig grinsen. Ihr seid Kunstläufer und die nicht.


    Ach so, der Muskelkater stellt sich von selbst ein, für den braucht ihr nichts zu tun. Irgendwann wird es weniger. Das liegt daran, wie oft und intensiv man im Winter trainiert und auch wie fleißig man seine Gymnastik betreibt. Für Pirouetten gibt es Drehscheiben und heute auch Unterlagen für die Füße. (Spinn genannt.) Auf Parkett drehen die wunderbar. Teppichboden ist besser für die Drehscheibe. Wer Kamikaze betreiben will, legt sich das Ding genau vor den Fernseher und die Stereoanlage und wer einen Wohnzimmerschrank mit Glasvitrine hat, weiß, was passiert, wenn er zu wild davon runterkommt. Das übt allerdings sehr. Auch unser Trainer meinte, man solle erst an der Technik feilen, den Oberkörper schön gerade halten und zentriert sein, bevor man versucht schnell zu drehen. Ein oder zwei ruhige aber sichere Umdrehungen sind da viel mehr wert.

    Und noch ein kleiner Tipp. Auch wenn man es den Fortgeschrittenen gerne gleich tun möchte, bitte erst die einfachen Vorwärts-und Rückwärtsbewegungen üben. Erst wenn die einigermaßen sicher sind, also Bögen innen und außen und die Kantenwechsel auf einem Bein (das sind dann auch kleine Bögen auf jeweils einem Bein) gut aussehen, Kreise, wie früher bei der Pflicht, gelaufen werden können, Eierlaufen, vorwärts und rückwärts, Roller fahren, Storch und Hocke, Slalom auf beiden Beinen um Hütchen oder imaginäre Hindernisse. Erst wenn dies sicher beim Warmlaufen funktioniert, kann man versuchen etwas Neues auszuprobieren. Und bei Dreier und Doppeldreier gilt, wie beim Mohawk oder Choctaw (das sind Schritte!), die Bande zunächst nicht verlassen. Am Anfang wollen die Beine nicht so, wie ihr wollt und je mehr ihr an der Bande übt, (zu Beginn krallt man sich wirklich fest), irgendwann lässt man von selbst lockerer und eines Tages braucht man sich nicht mehr festhalten. Da entstehen dann diese unbeschreiblichen Glücksmomente.

    Eiskunstlaufen ist für Erwachsene schwer, weil die Muskeln und der Körper erst wieder beweglich gemacht werden müssen. Auch haben wir unsere Schokoladenseite, die andere ist zu. Man kann sie nur durch ständiges üben und trainieren wieder öffnen und auf diese Weise irgendwann auf beiden Beinen und auf einen Bein in vier Richtungen drehen. (Nach innen mit dem linken Bein, nach innen mit dem rechten Bein und dasselbe außenherum). Auch den Flieger kann man dann auf der Innenkante und auf der Außenkante üben, auf beiden Beinen versteht sich. (Eines sollte dabei immer auf dem Eis bleiben, sonst läuft irgendetwas verkehrt.) Bei super guten Eisbedingungen und wenig Leuten in der Halle, kann man es auch mit viel Mut mal rückwärts versuchen. Muss ja nicht gleich in der Waage sein. Auch das Rückwärtslaufen, Eier- und Bögen, vor allem Außenkante, sollte man üben, wenn man keine unvorhergesehenen Hindernisse vermuten darf. Gute Läufer haben natürlich auch hinten Augen. Aber wir wollen auf dem Teppich bleiben und uns Stück für Stück an unseren Fortschritten erfreuen.


    Ach, das richtige Bremsen ist auch sehr wichtig. Hier empfehle ich Oleg. Es sieht nicht nur toll und elegant aus, wie er mit dem einen Fuß nach vorne, den anderen im rechten Winkel dahinter, abstoppt. Es ist auch gar nicht so schwer zu erlernen und ich ziehe mich mit dieser Übung jedes Mal aus dem Tief heraus, wenn meine Einlaufpirouette mal wieder verwackelt oder andere Kunststücke noch nicht klappen wollen. Auch das könnt ihr an der Bande und im Wohnzimmer üben. Schaut mal rein, bei ihm.


    Ja, ein Wort noch zu den Sprüngen. Die sind grundsätzlich etwas für Kids mit Gummiknochen oder Jugendliche, die noch zur Schule gehen. Ich habe für mich die sogenannten Rentnersprünge erfunden. Das heißt, ich drehe mit einem Dreier links und setze rechts auf um dann nach vorne links innen etwas den Schlittschuh mit den Zacken herunterzudrücken und steige rückwärts auf den rechten Fuß. Das Ding heißt zwar Kadetten- oder Dreiersprung, aber ich springe nur ab, wenn ich mich an der Bande dabei abstützen kann. Dann geht’s wieder links zum Salchow. Da dreht man vor dem linken Fuß mit dem Spielbein herum und springt aufs rechte Bein rückwärts. Als Rentner reicht es, wenn man auf dem rechten Fuß sicher aufsetzt. Wer dann auch noch die Seniorenkombination hinlegen will, tippt danach mit dem linken Fuß hinter dem rechten ein und dreht sich, mit oder ohne Luft dazwischen auf das rechte Bein. (Das sieht dann schon nach Toeloop aus und macht auf nicht Eingeweihte im Publikumslauf großen Eindruck.)


    Eiskunstlauf ist ein Sport, der regelmäßiges und konsequentes Üben verlangt. Das Gleiten und die vielen verschiedenen Schrittfolgen haben etwas mit Körperbeherrschung und dem Gleichgewichtsinn zu tun. Wenn man ständig übt, ist das Eislaufen nämlich eine der dankbarsten Sportarten überhaupt. Der Erfolg kommt oft so überraschend, dass einem die Endorphine einfach um die Ohren fliegen. Ich kann kaum beschreiben, wie stolz man sich fühlt, wenn endlich etwas mühelos klappt, von dem man geglaubt hat, dass man es niemals schaffen kann. Ich hab dann auch meine beiden Prüfungen bestanden. Ich war zwar nicht ganz so schnell dabei wie die jüngeren Leute, wobei mich eines der kleinen Kinder aus der Gruppe sogleich als Opa adoptiert hatte, aber sogar die Tippsprünge und die 180 Grad Drehung waren in der Prüfung erkennbar. Zumindest reichte es wohl für die Richterin, die mit Sicherheit auch ihre Hühneraugen mit zu gekniffen hatte. Aber ich trug die Nase auf der Heimfahrt einen Tick höher, was beim Eislaufen sogar erlaubt ist.


    Wer das Glück hat, zeitweilig mit einem Trainer lernen zu können, sollte die Kosten nicht scheuen. Ich hatte mir alles falsch selbst beigebracht und begann erst mit 58 Jahren das richtige Kunstlaufen. Die Grundlagen sollte man kennen. Da nützt auch das Internet nichts. Ein Trainer, der an Ort und Stelle korrigiert, hilft dabei, falsche oder hinderliche Bewegungen gar nicht erst einzustudieren. Hat man sich nämlich erst mal Fehler angeeignet, ist es schwer, die wieder los zu werden. Ich wünsche euch allen viel Erfolg und gebt nie auf. Der Erfolg kommt beim Eislauf unverhofft.


    Ich bin jetzt nach Niedersachsen gezogen und der schönste Moment des Jahres ist für mich der Kauf meiner Saisonkarte für die Eishalle in Adendorf. Inzwischen hab ich nochmal investiert und beim zweiten Paar Risport Antares die teurere Kufe Galaxy genommen. Und das merkt man wirklich, denn kleine Materialänderungen haben auch für uns Anfänger große Auswirkungen auf die Sicherheit auf dem Eis.