Eiskunstlauftechniken - erklärt

Katrin
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Re: Eiskunstlauftechniken - erklärt- Trainingseinstellung

Beitrag von Katrin » Fr 31. Mär 2017, 11:20

Ganz allgemein: Ob viel oder wenig Training hängt von der eigenen Zeit ab ( G8 Gymnasium ist ein grosser Hemmschuh) und der eines Elternteils. Als Erwachsener hab ich keinen 9 - 5 job, sondern bin selbständig, ich habe tatsächlich wegen meines Sports, zuerst über 25 Jahre Windsurfen, mein Leben so eingerichtet. Nun kann die leeren Zeiten auf der Eisbahn tagsüber voll nutzen.
Auf jeden Fall sollte man dabei sein mit vollem Einsatz. Klingt so als Allgemeinplatz, aber mit der Einstellung: "Komm ich heut nicht komm ich morgen" bleibt man Mittelmass:
Wenn beispielsweise ein Sprung nicht klappt, sagen: Och den lass ich, wird mir der Trainer irgendwann zeigen, das Abschieben der Verantwortung, warum nicht selbst nachforschen ? Oder: Och, den hab ich falsch gelernt, den spring ich nicht mehr. Das hab ich wortwörtlich ein Mädel sagen hören, ich dachte ich muss mich hinsetzen, mir fehlten die Worte, das war ernst gemeint.

Warum ich gerade heute diese Gedanken niederschreibe ? Habe in der Presseschau von Karl Heinz heute, 31.3., ein paar Sätze gefunden von Annette Pötzsch, zwei Fragen an sie, zwei Antworten:

Die deutschen Einzelläufer haben international den Anschluss verloren. Sehen Sie Möglichkeiten, dass sich da in naher Zukunft etwas ändert?

Die Situation ist sicher schwierig. Ich habe trotzdem immer noch große Hoffnung, dass wir den Anschluss hinbekommen. Mitentscheidend ist für mich die Herangehensweise. Wer die Sportart liebt und sieht, was andere leisten, muss für sich die Entscheidung treffen: Ich will dort mitmischen oder nicht. Grundsätzlich sollte jeder, der was erreichen will, erst einmal erkennen, was er dafür in Angriff nehmen muss. Ob er es dann schafft, ist eine andere Sache. Aber man muss erstmal daran arbeiten.

Wie versuchen Sie selbst, Ihren Schützlingen das zu vermitteln?

Sehr hilfreich ist es, bei Spitzenläufern Erfahrungen zu sammeln. Deshalb fahren wir im Sommer für drei bis vier Wochen wieder in das Trainingscamp von Brian Orser nach Kanada. Schon im Vorjahr konnten wir beobachten, wie zum Beispiel Han yu trainiert. Er lag da auch oft auf dem Eis, weil vieles natürlich noch nicht klappte. Aber das ist eben ein Bereich, wo man einfach bereit sein muss, sich richtig zu quälen, um etwas zu schaffen. Dazu gehören viel Biss, Mut, Disziplin und der unbedingte Wille. Man muss den inneren Schweinehund überwinden.


Danke Frau Pötzsch.

Daher ist Hanyu mein Vorbild: Hinfallen, aufstehen, hinfallen, aufstehen. Nicht nur körperlich zäh sein, der Wille immer wieder es zu versuchen ist das Entscheidende. Und er erarbeitet sich seine Sprünge viel selbst.
Der Trainer kann Hinweise geben, aber machen muss es der Sportler selbst. Diese Suche in sich selbst, nicht nur auf den Trainer vertrauen, dass er einem es beibringt, das ist es, wovor viele Läufer Angst haben, weil sie befürchten, sich was falsches anzulernen. Solchen Läufern wünschte ich etwas mehr Mut, in sich selbst zu forschen, das perfekte Gefühl zu finden, zu ergründen, warum es perfekt ist, denn das ist ihr Rettungsanker, wenn die trainerüberwachte Technik mal nicht klappt. Dann sind sie nicht hilflos, sie kennen ihre Fehlersuch-checkliste. Diese checkliste hab ich mir jahrelang erarbeitet, ist noch lang nicht vollständig.
Nein, vierfach springen steht nicht auf meinem Wunschzettel. Aber: Ich will alle Lügen strafen, die sich vor Lachen gebogen haben, als ich etwas zu vertrauensseelig und schwärmerisch sagte, ich wollte mal den 2A springen. Und: Das schwerelos Rotieren in der Luft hat was ganz besonderes, es fühlt sich toll an, hat Suchtpotential :D :D ;) .

Danke fürs Lesen

Thomas
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Re: Eiskunstlauftechniken - erklärt

Beitrag von Thomas » Sa 1. Apr 2017, 07:38

Hallo!

Hab mich jetzt endlich auch mal hier registriert, nachdem ich schon eine Zeit lang interessiert beim Blog mitlese. Meine Nichte hat vor kurzem mit dem Eiskunstlauf angefangen, da ist man dann plötzlich interessiert ;-)

Ich denke, dieser Thread passt ganz gut zu meiner Frage, da ich gestern bei einem Jugendbewerb in AUT etwas gesehen habe, das ich generell noch nie gesehen habe. Abgesehen davon, dass die Läuferin (wir reden von einem österreichischem nationalem Laufen) meiner Meinung nach generell ziemlich was drauf hat (man möge mich berichtigen.....), war (nicht nur ich) extrem perplex, als sie plötzlich DIESE PIROUETTE gemacht hat (ab ca. 0:40 im Video)



Anscheinend ist sie erst 7 Jahre alt. Wie heißt diese Pirouette? Hab ich, wie gesagt, noch nirgends gesehen.

Generell wäre ich einmal so interessiert, was so an ganz jungen Läufern europa- und weltweit in den Startlöchern steht, man könnte dazu ja einen eigenen Thread aufmachen?

LG,
Thomas

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Henni147
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Re: Eiskunstlauftechniken - erklärt

Beitrag von Henni147 » Sa 1. Apr 2017, 08:15

Thomas hat geschrieben:
Sa 1. Apr 2017, 07:38
Generell wäre ich einmal so interessiert, was so an ganz jungen Läufern europa- und weltweit in den Startlöchern steht, man könnte dazu ja einen eigenen Thread aufmachen?
Im Thread zur Junioren-WM 2017 sind schon einige Infos zu den besten Nachwuchsläufern und Läuferinnen zu finden. Ein Extra-Thread für die Junioren wäre aber natürlich eine gute Idee!
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Thomas
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Re: Eiskunstlauftechniken - erklärt

Beitrag von Thomas » Sa 1. Apr 2017, 08:26

Naja, von den Junioren kriegt man ja eh so Einiges mit. Ich denke da eher an die noch wesentlich jüngeren Jahrgänge, ob es irgendwo hoffnungsvolle Talente im Bereich U10 oder noch jünger gibt. Oder kann man in diesem Alter noch schwer die Zukunft prognostizieren, weil noch zu lange Zeit ist? Aber ich denke mir irgendwie, wenn jemand mit 7 der nationalen Konkurrenz "um die Ohren fährt", dann ist das ja vielleicht jemand, den man für die Zukunft mal beobachten könnte? Bzw. kann ich mir ja vorstellen, dass die Leistungsdichte halt in AUT oder GER überschaubar ist, in RUS aber zum Beispiel nicht nur eine oder zwei, sondern 20 Läuferinnen auf diesem Niveau unterwegs sind?

Katrin
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Re: Eiskunstlauftechniken - das Training

Beitrag von Katrin » Sa 13. Mai 2017, 10:45

Von Mishin weiss ich, dass er keine Diskussion über sein Training zulässt mit den Läufern, erst Läufer vom Könnensgrad her wie Plushenko dürfen ihm ihre Rückmeldung geben oder eigene Ansichten einbringen.

Auch von anderen Trainern sehe ich diesen Lehr-Ansatz:
Die Kinder müssen bedingungslos tun, was der Trainer sagt. Ein autoritärer Stil hilft gegen den Konzentrations-Verlust. Nicht diskutieren, einfach tun - es erscheint fast als zu strenge Zucht, aber je mehr ich nun ins Eiskunstlaufen eintauche ( nun im 7. Jahr...es war für ich wirklich das verflixte, s.u.) umso mehr befürworte ich diesen Stil: Nicht denken sollen die Kinder, nicht den Verstand einschalten, sie sollen nur machen, das angeborene Bewegungsgefühl aktivieren.

Je älter die Läufer werden und technisch gesehen besser lässt der Trainer die Zügel lockerer, nun kann der jugendliche Läufer mit dem Trainer auch mal diskutieren über die Technik oder Körperhaltung, in dieser Phase sortieren sich leider manchmal eigentliche Bewegungs - Talente, echte Begabungen, von selbst aus, mangelnde Einstellung trainieren zu wollen, aber auch die mangelnde Fähigkeit des Trainers, den Läufer zu erreichen, denn Autorität hilft irgendwann nicht mehr. Dass der Trainer dann mit Erniedrigungen arbeitet wie lautem Benennen des männlichen Läufers mit Mädchennamen oder mit anderen Worten ( Beleidigungen oder Bloss-Stellungen), die in der ganzen Eishalle zu hören sind, geht auch eine gewissse Zeit, aber der Läufer wird auf Dauer anfangen zu blockieren, sozusagen in die innere Emigration zu gehen, vor allem je älter er ist und wie häufig diese Worte kommen (ich kenn das von mir).

Meine eigenen Erkenntnisse " im verflixten 7.Jahr Eiskunstlauf" gehen dahin: Verstand ausschalten, das angeborene Bewegungsgefühl aktivieren, zu Ur-Bewegungen zurückgehen.
Unglaublich schwer, weil: Erwachsene, die Eiskunstlauf lernen, die sind die schwierigsten Schüler überhaupt, weil evtl schon mit Haltungsfehlern krumm geworden, die Grundbewegungsarten wie Hochspringen vielleicht schon verkrampft, und verstandes-geprägt.
Warum muss ich das tun ? schiesst es bei ihnen bei jedem Befehl des Trainers durch den Kopf. Wenn sie an eine Mauer geraten, weil sie die natürliche lockere Bewegung unsauber machen, wird das superschwierig für sie, sie durchdenken alles immer mehr, sie verkrampfen immer mehr, sie zerlegen jede Bewegung ihres Körpers.
Hier mein eigenes Beispiel Rittberger: So muss ich das linke Bein halten, so die Hüfte, so die Schultern, so den Kopf, dann muss ich das rechte Bein nach hinten strecken, rausfahren lassen, den Körper entspannen, mich beginnen umzudrehen, dann muss das linke Bein ausgedreht und gewinkelt zum anderen geführt werden, die linke Hüfte muss hoch sein, da muss ich so seitlich stehen, über der rechten Seite bleiben dabei, dann das linke Bein in die Richtung nach aussen ziehen, nicht die linke Hüfte fallen lassen dabei - warum geht das nicht, warum fall ich dabei um, wenn ich das linke Bein so herausziehen will ? was mach ich falsch ?....mein Fahrplan und meine Fragen für den Rittberger wurde länger und länger, Jahr für Jahr neue Punkte, wo es hakt.
Nun habe ich gestern alles in die blaue Tonne gestopft, die ganzen seitenweisen zentimeterdicken Beschreibungen für alle Sprünge, die ich jahrelang gesammelt habe....weil ich die nicht mehr brauche. Denn wenn ich ganz einfach hochspringe, klappt alles von selbst, ich habe mich nur in die Irre führen lassen von dieser Drehung, mit der man den Anlaufbogen fährt. Nun weiss ich auch, warum meine Waage links nie richtig zentrierte und warum immer dann, wenn ich den Axel halbwegs konnte, auch die Waage links halbwegs zentierte - es ist diesselbe Bewegung im Anlauf.
Einfach viel zuviel gedacht. 7 Jahre zuviel gedacht.
Aber ich bin zuversichtlich. Weil ich diese Urbewegungen nicht lernen muss so wie eine Fremdsprache, die sind nämlich angeboren, in mir drin, die muss ich nur wieder zulassen und irgendetwas in mir sagt mir auch, wann ich diese Urbewegungen richtig mache, das ist das Verrückte. Glaubt mir das einer ? Wahrscheinlich kein Eiskunstlauftrainer !

Katrin
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Re: Eiskunstlauftechniken - den Weltmeister einfach kopieren ?

Beitrag von Katrin » So 21. Mai 2017, 11:02

Meine Garmischer Trainerin schüttelte schon lange den Kopf über meine Naivität, Hanyu zu kopieren und dann zu denken ich kanns, sie schalt mich lautstark deswegen vor versammelter Eishalle.
Nun, das Üben "nach Hanyu" wie beispielsweise seinen Rittbergeranlauf nachmachen ( meine Trainerin raufte die Haare, als sie meine Haltung bei den rw cross-rolls sah) hat mich eins gelehrt - dass ichs halt nicht konnte. Den 1Lo konnte ich halten, aber der 2 Lo war immer auf zwei Beinen gelandet.
hope&legacy slow motion Hanyu screenshot Absprung zum 4f Rittberger nach cross roll-Anlauf.png
hope&legacy slow motion Hanyu screenshot Absprung zum 4f Rittberger nach cross roll-Anlauf.png (1.88 MiB) 127 mal betrachtet
Der Würzburger Eishockeytrainer sah mir zu, schüttelte auch den Kopf, sagte nur:" Deine Haltung ist vorgedreht". Und: "Weiterüben, dann kommts." Und immer wieder :"Lockerbleiben".
Letzteres ist das Geheimnis: Richtig stehen, locker und entspannt, richtig gehen, ohne dass die Schultern ziehen, Bauch rein und springen was geht. Richtig abdrücken. Nur ein bisschen zögern, das Sprungbein nicht voll durchstrecken, weil man Angst hat, oder um die Kurve drücken, weil man rum will, und schon hat man falsche Haltung.

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