Eiskunstlauftechniken - erklärt

Katrin
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Eiskunstlauftechniken - erklärt

Beitrag von Katrin » So 26. Mär 2017, 12:25

In diesem thread werde ich ab und zu ( jetzt nach Ende meiner Eis-Saison hab ich mehr Zeit) ein paar Techniken näher erklären, ich habe explizit keinen Anspruch auf Allwissenheit, ich gebe nur meine Erfahrungen hier preis und bin gern offen für Hinweise aller Art, gern bereit, zu diskutieren.
Wenn da ein Eislauf- Trainer ist und das liest, kann er mir gern dabei helfen.

Und jeder, der irgendwas neues findet, auch verrückte Techniken, neue Sprünge, auch freestyle skating, selbst was weiss, Erfahrungen gemacht hat mit Sprüngen, Pirouetten, Fragen dazu hat, darf hier gern posten.

Grund dieses threads:
Die meisten Bücher zu Eislaufen sind so trocken geschrieben mit nervtötenden lva , rre oder ve-ra Abkürzungen, dass man danach weniger weiss als zuvor. Schlimmer als juristische Fachbücher: Wie man abspringt: ...das ist der Angriff der rechten Körperseite : Die linke Körperseite mit Hüfte und Schulter wird zurückgezogen, dann erfolgt der Absprung mit einer "energischen unten durch quer über die Spur - nach oben Bewegung " der rechten Körperseite ( laut Hügin 2004) zitiert aus W.Witte Eislauf Basics Seite 123 . ... das ist doch grausam.... kann da jemand bitte sich hinstellen und einen einfachen (= 1mal gedrehten) Rittberger danach springen ?

Aus der Eiskunstlauf - Technik scheint ein Geheimnis gemacht zu werden.
Wie einige vielleicht schon wissen, ich mach seit 7 Jahren nun Eiskunstlauf, bin total verrückt danach seit 5 Jahren, aber ich scheine trainer-resistent zu sein, kann auch an meinem Alter liegen, das mich leicht einseitig schon gemacht hat ( bin 58), an meiner Grösse von 1, 78 m, bin aber absolut kein Angsthase.
Beispiel: Ein Trainer sah, dass ich meinen rechts-innen Bogen nicht halten konnte, er verordnete mir mehr Körperspannung , sagte" linke Hüfte hochhalten !". Machte ich auch ( unter grössten Bedenken, denn ich fühlte dass diese Körperspannung eben zuviel Spannung war, falsche Spannung), er schüttelte nur den Kopf, gab mir aber keine Hinweise mehr, er schüttelte eine Viertelstunde den Kopf über diesen rechten Innenbogen. Dass ich meine rechte Ferse nicht in meiner Körpermitte, unter meinem Körperschwerpunkt aufsetze, sondern einen tic zu weit rechts, auf die Idee kam er nicht.
Und: Trainer haben mich gesehen bei Drehsprüngen im Trockentraining. Jeder hat gesehen, dass es mich nach links riss, weil ich Dreh-Druck aus der rechten Schulter erzeugte, die die linke Seite drückte. Warum hat sich keiner hingestellt und erklärt, dass ich erstmal meine Mitte finden muss und wie ich in meiner Mitte bleibe auch bei Rotationen ? Darauf bin ich selbst gekommen beim Lesen von Hanyus Lebensgeschichte, und ich habe begonnen, in mich hineinzufühlen und vor einem Jahr gemerkt: Ich stehe nicht voll entspannt, weder auf dem linken, noch auf dem rechten Bein.
Das schwierigste ist nun, mich mit meiner neuen Mitte anzufreunden, die liegt weiter rechts.

Eiskunstlauf ist kein Geheimnis. Es ist das Beibehalten der Körpermitte. Eine ständige Herausforderung an den Sportler.

Katrin
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Re: Eiskunstlauftechniken - Sprünge

Beitrag von Katrin » So 26. Mär 2017, 13:39

Kurz vor der WM in Helsinki wollte ich denjenigen unter den foren - Besuchern, die sich etwas schwertun im Auseinanderkennen von Sprüngen, einen schnellen link anbieten, wo man sich informieren kann. Petra -Skating, dort sind links zu den 6 Grund- Sprüngen : Toeloop, Salchow, Rittberger, Flip, Lutz und Axel.

Nur der Axel wird vorwärts abgesprungen, alle anderen Sprünge rückwärts.

Der von Petra zuerst genannte Dreiersprung ist im Wettkampf-Eislauf so gering eingeschätzt und so super einfach, dass er keine Wertung hat, es ist nur eine 180 Grad-Drehung vorwärts links abgesprungen und rechts rückwärts gelandet.
Der dreifache Dreiersprung = 1, 5 Drehung ist der einfache Axel = 1A .
Der einfache Salchow und der einfache toeloop sind ebenfalls nur eine halbe Drehung.
Der doppelte Salchow = 2S und der doppelte toeloop= 2T ist eine 1, 5 Drehung und entspricht dem Axel, wird auch genauso gesprungen von der Technik.
Also entspricht der 4T oder 4 S dem 3 A von der Anzahl der Drehungen her = 3, 5 Umdrehungen.
Der Achsenwechsel bei 1Axel, 2Salchow und 2toeloop ( Absprung linkes Bein, gedreht wird auf dem rechten Bein) ist nur für den Anfänger schwer. Die Anfangsrotation des Absprungs links und das Zusammenziehen auf dem rechten Bein erfolgen bei den Spitzensportlern so schnell, dass man kaum folgen kann.
Herr Axel Paulsen und Herr Salchow haben die nach ihnen benannten Sprünge erfunden.

Für Rittberger = Lo, Flip = F und Lutz= L braucht man wirklich für 1 Rotation 1 Umdrehung. Da man im Anlauf in einer fortlaufenden Bewegung ist, sieht es allerdings so aus, dass man nach hinten abspringt, sich so eine halbe Drehung spart....und ganz ehrlich, das ist auch so, denn bis man richtig durchgedrückt hat und die Kufe das Eis verlässt, hat man schon eine halbe Drehung, die Vor-rotation gemacht.
Herr Rittberger und Herr Lutz haben die nach ihnen benannten Sprünge erfunden. Der Rittberger heisst ausserhalb des deutschen Sprachraums loop jump, deswegen sein Kürzel Lo.

Vor-oder Anfangs-Rotation: Die braucht jeder Sprung, ohne die gehts nicht. Manche Jungs, die Vierfach springen, müssen so ordentlich beschleunigen, dass sie bis zum Abheben oft sehr weit vor-rotiert haben. Wenn man da genau hinschaut, kann man die Unterschiede schon sehen. Manch einer kann mangelnde Sprunghöhe so ausgleichen.
Nun ja, manche machen das Vorrotieren( prerotation) etwas zu exzessiv. Vor-Rotieren gibts auch bei Axel, Salchow und toeloop, beim Axel schaut das dann so aus, als würde man nach hinten abspringen und vorwärts fliegen. Es ist von den Kampfrichtern toleriert, bringt GOE-Abzüge, wird nicht so scharf bestraft wie das Unter-Rotieren in der Landung. Empfinde ich ungerecht, aber...anderes Thema, das führt hier zu weit.

Reine Kantensprünge sind Axel, Rittberger und Salchow , das heisst, bei denen pendelt das Spielbein= Schwungbein frei.
Bei toeloop, Flip und Lutz hilft das andere Bein mit und sticht mit der Zacke ein, um die Bewegung anzuschieben, die Zacke verlässt auch zuletzt das Eis.

Ein Sprung-Anlauf kann variieren, nicht aber die Kante oder/ und Zacke von der man abspringt:
toeloop: rechts - Aussenkante mit Abschubhilfe der linken Zacke.
Salchow: links- Innenkante
Rittberger: rechts-Aussenkante
Flip: links-Innenkante mit Abschubhilfe der rechten Zacke
Lutz: links - Aussenkante mit Abschubhilfe der rechten Zacke
Axel: links - Aussenkante

Zur Erklärung: Eine Eislaufkufe ist nicht plan, sie ist ein leichtes U. Auf beiden Kanten kann man zwar auch laufen, aber Sprünge werden entweder von der Aussen- oder Innenkante abgesprungen. Bei Lutz und Flip sieht man in den Kampfrichter-Bewertungen manchmal ein "!" ( unklare Kante, unclear edge) oder ein *, mit Hinweis unten "e" (falsche Kante, wrong edge).

Die meisten Läufer springen entgegen des Uhrzeigersinns, vermutlich weil die meisten Rechtshänder sind und ihre Dreh-Achse rechts ist. Die Drehachse legt der Trainer schon ganz früh fest je nach Vorliebe des Kindes, soweit ich weiss, wird da auf Rechts-oder Linkshänder keine Rücksicht genommen, es ist die Richtung, in der sich der junge Läufer am wohlsten fühlt.

Wie rum man am liebsten dreht, kann jeder selbst mal ausprobieren zuhause, aber Vorsicht, zerbrechliche Gegenstände in Sicherheit bringen und die Schlüssel von den Schränken abziehen, bevor man dagegentaumelt, tut weh.

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Re: Eiskunstlauftechniken - Sprünge

Beitrag von Henni147 » So 26. Mär 2017, 16:12

Katrin hat geschrieben:
So 26. Mär 2017, 13:39
Die meisten Läufer springen entgegen des Uhrzeigersinns, vermutlich weil die meisten Rechtshänder sind und ihre Dreh-Achse rechts ist. Die Drehachse legt der Trainer schon ganz früh fest je nach Vorliebe des Kindes, soweit ich weiss, wird da auf Rechts-oder Linkshänder keine Rücksicht genommen, es ist die Richtung, in der sich der junge Läufer am wohlsten fühlt.
Wie rum man am liebsten dreht, kann jeder selbst mal ausprobieren zuhause, aber Vorsicht, zerbrechliche Gegenstände in Sicherheit bringen und die Schlüssel von den Schränken abziehen, bevor man dagegentaumelt, tut weh.
Ich denke eher nicht, dass die bevorzugte Rotationsrichtung mit der Händigkeit zusammenhängt, sondern vielmehr mit dem Sprungbein. Ich selbst bin zum Beispiel Linkshänderin, habe mein Sprungbein aber rechts und rotiere beim Springen auch bevorzugt gegen den Uhrzeigersinn. Gleiches gilt auch für Satoko Miyahara. Umgekehrt ist Kaetlyn Osmond Rechtshänderin und rotiert trotzdem im Uhrzeigersinn. (Welches Sprungbein sie haben, weiß ich leider nicht, aber sie sind ein schönes Gegenbeispiel für die Händigkeitstheorie.)
Eine andere mögliche Erklärung dafür, dass 85% aller Eiskunstläufer nach links rotieren, wäre, dass sich unser Herz auf der linken Seite befindet. Rotieren wir nach links, ist die Radialbeschleunigung auf unser Herz geringer und wird somit weniger stark belastet. Sprich: es ist einfach nicht so anstrengend wie eine Drehung im Uhrzeigersinn und wir Menschen sind nun mal träge Geschöpfe :P
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sabinebe
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Re: Eiskunstlauftechniken - erklärt

Beitrag von sabinebe » So 26. Mär 2017, 21:16

Vielen Dank für die Erläuterungen zu den Sprüngen u.s.w. Ich bin zwar schon viele Jahre Eislaufzuschauer aber habe es einfach nicht geschafft, die Sprünge zu erkennen bzw. auseinander zu halten. Das werde ich mir jetzt mehrmals durchlesen und bei der WM dann gleich "üben" (also das Erkennen am Fernsehgerät :D ).
Gleich noch eine Frage an die Experten: Wenn man sich nach Ende eines Wettkampfes diese Protokolle durchliest, mit den Bewertungen der einzelnen Komponenten...Kann man dann davon ausgehen, dass diese in der jeweiligen Reihenfolge aufgezählt sind, wie sie der Läufer auch in seinem Programm zeigt? Hoffentlich war das verständlich, was ich hier meinte? Dann könnte ich ja zukünftig im Nachhinein parallel zu den Videos die Tabelle verfolgen und so auch die Sprünge ein wenig lernen, zu erkennen.
Vielleicht weiß ja einer Bescheid...

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Re: Eiskunstlauftechniken - erklärt

Beitrag von Karl-Heinz Krebs » So 26. Mär 2017, 21:49

Die Protokolle listen die Elemente immer in der Reihenfolge auf, in der sie gezeigt werden. Manchmal öffne ich mir das Protokoll und sehe mir dazu das Video auf Youtube an. Das hilft ungemein beim erkennen der Sprünge und vor allem beim Finden der Fehler, die der technische Experte gefunden hat.

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Re: Eiskunstlauftechniken - erklärt

Beitrag von sabinebe » So 26. Mär 2017, 22:15

Danke, Karl-Heinz! Genauso werde ich es jetzt auch machen.Protokolle lesen und Video schauen. Nun bleibe ich also dank des Forums nicht nur Zuschauer - sondern werde bald auch "Experte" :lol: Und zu den nächsten Bavarian Open kann ich dann alle Sprünge schon "live" erkennen und umfangreicher berichten.

Gut, das sich jemand als Moderator zur Unterstützung gefunden hat. Ich helfe auch immer gern, bin aber in diesen PC Dingen nicht wirklich bewandert. Bin schon froh, dass ich Anmeldung und Kommentare hingekriegt habe.

Uns allen also weiter viel Spaß!

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Re: Eiskunstlauftechniken - erklärt

Beitrag von Henni147 » So 26. Mär 2017, 22:27

sabinebe hat geschrieben:
So 26. Mär 2017, 21:16
Wenn man sich nach Ende eines Wettkampfes diese Protokolle durchliest, mit den Bewertungen der einzelnen Komponenten...Kann man dann davon ausgehen, dass diese in der jeweiligen Reihenfolge aufgezählt sind, wie sie der Läufer auch in seinem Programm zeigt?
Also falls du diese Protokolle meinst, sollte die Reihenfolge der Sprünge stimmen (das sind zum Beispiel Protokolle zur Kür von Yuzuru Hanyu und Javier Fernandez vom Grand Prix-Finale 2015).
UPDATE: ich sehe gerade, die Frage hat sich schon geklärt :D

Als Tipp zum Lernen der unterschiedlichen Sprünge kann ich auch diese Videos hier von Michael Weiss empfehlen. Die Sprünge werden sehr schön erklärt, in unterschiedlichen Rotationen gezeigt und anschließend nochmal in Zeitlupe (keine Super-Slomo, aber man kann erkennen, wie es gehen soll). Da ich hier keine sieben URL-Links einfügen wollte, habe ich alle Videos in eine Playlist gepackt.
Warnung vorweg: die Videos sind auf Englisch, aber anhand der Bilder sollte trotzdem gut erkennbar sein, um was es geht.
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Katrin
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Re: Eiskunstlauftechniken - Sprünge

Beitrag von Katrin » Mo 27. Mär 2017, 12:16

Hallo Henni, die Michael Weiss-Videos in eine playlist zu verpacken sind zwei gute Ideen- die Videos von Michael sind viel besser, und mit der playlist ( playlist auf youtube erstellen kann ich gar nicht) hat man sie direkt beisammen.
Warum man keinen Rückwärts-Salto sieht in den Wettbewerben ? Verboten, weil zu gefährlich laut ISU.

Für die bevorzugte Drehrichtung - die tatsächlich nur bedingt zusammenhängt mit der Händigkeit und dem Sprungbein, wusste ich nicht - habe ich einenArtikel gefunden: Danach sind 67 % der Eiskunstläufer Rechts-Händer, haben links das Sprungbein und drehen nach links.

Henni: Rechts abspringen und nach links in Deine bevorzugte Drehrichtung drehen ist für den Axel nicht möglich, der wird von der rechten Aussenkante abgesprungen und dieser Kreis führt Dich nach rechts in den Uhrzeigersinn. Den Axel mit dem Uhrzeigersinn springen und die anderen Sprünge gegen den Uhrzeigersinn - das wär ein Novum, wenn das ein Läufer könnte.
Die Läufer zeigen nur einfach gedrehte Sprünge oder Pirouetten in beide Richtungen, einer, der es konnte war John Curry. Aktuell ist es Misha Ge, der die Waage einwärts (einwärts heisst auf der Einwärtskante gedreht, dazu läuft man auf der Aussenkante an) nach links und nach rechts zeigt ( bin nicht sicher, werde es nochmal mir anschauen).

Übrigens für Rechtshänder und Links-Dreher: Drehrichtung nach links damit das Herz nicht so viel Aussen-Beschleunigung hat, das glaub ich nicht: Bei der Drehrichtung nach links dreht man über der rechten Seite, immer, alle Sprünge. Die linke Seite ist leicht höher und ist aussen in der Drehung, das heisst auch das Herz. Wenn man Rechtshänder ist, hat man normal viel mehr Kraft ( ich zumindestens) in der rechten Schulter und im rechten Arm, die Fliehkräfte zusammenzuhalten.
Ich habe persönlich viel Mühe, diese rechte Achse zu treffen - eben vielleicht weil ich meine linke Seite, mein Herz schützen will, unbewusst.
Aber diese Mehrfachrotationen sind einfach ein zu schönes Gefühl, daher bleib ich dran.

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Re: Eiskunstlauftechniken - Sprünge - Rotationen

Beitrag von Katrin » Mo 27. Mär 2017, 14:26

Weil wir beim Thema Rotation sind:

- Der menschliche Kopf ist das obere Ende der Drehachse...wo und wie der Kopf gehalten wird, ist entscheidend ( ganz verrückt Bojang Jin in der Drehung, ich habs mal selbst gemacht durch Zufall, man glaubts nicht, es dreht wirklich besser)

- Die altbekannte Tatsache: Rotation geht umso schneller, je näher die Masse ( der Körper) an der Drehachse ist. Dünne Menschen drehen besser, sie haben einfach nicht so viel Rotations-bremsende, nach aussen fliegende Masse....also, wo sind die Bleistift-Eisläufer ?...Hanyu, Jin, Chen.... die oberdünnen, fast schon magersüchtig dreinblickenden Russinnen....
noch angemerkt: Dünn und leicht springt höher, daher sind auch Skispringer sehr, sehr mager.

- Dann muss der Eisläufer mit einer guten zentralen Körperkraft ( seinem "core") alle Extremitäten zu sich ziehen so dicht es geht, super Beispiele sind zB Hanyu oder Chen. Je besser man die Rotationsachse trifft, umso weniger Kraft braucht man zum Zusammenziehen.
Zwischen den Beinen sollte man nur wenig Luft sehen, die Arme sollten in den Ellbogen nicht abstehen, perfekt bei Nathan Chen.

- Nicht über der Rotationsachse sein heisst, man hat extra Rotationen, man fühlt als wenn es einen zerreissen wollte, je mehr "extra", umso schlimmer, kann in ganz bösen Stürzen enden, weil es einen "durch die Gegend haut". Passiert beispielsweise oft bei Anfängern, die eine falsche Körperhaltung haben im Anlauf. Oder wenn man im Anlauf in der Anfangsrotation Druck gibt in die Drehrichtung, und sei es nur der Kopf, der in die Drehrichtung zieht, oder falsche Spannung im Körper " das um die Kurve wollen".

- Lockerheit ist wichtig für gute Rotation: Wenn man von Anfang an steif und mit dem Bewusstwein "JETZT WILL ICH DIESE UMDREHUNGEN!" in den Sprung reingeht, hat man falsche Körperspannung. Die verhindert die maximale Längsachsenbewegung des Körpers (= Mittellinien-bewegung) und verkleinert das Momentum, den "klack" im Zusammenziehen...ich bin kein Experte in Körperkinetik, ich wollte damit nur sagen: Locker bleiben bringt viel mehr Rotation.

- Rotationen beschleunigen kann man, indem man vorher Energie ins System bringt: Anlaufbogen, der einen rausträgt; energischer Armzug; Schwingen des Spielbeins ( Axel); Drehung des Spielbeins nach aussen ( das "Ziehen" beim Rittberger) oder nach innen (Salchow) oder von einer Aussenkante gezogen wie beim toeloop ( der "snap" mit dem rechten Fuss). Beim Axel ist das rechte Schwungbein entscheidend, der rechte Fuss wird gestreckt im Anlauf-Pendeln, dann wird er in einer Art Rührlöffelbewegung nach unten geführt in die Körperachse rein, was nicht senkrecht nach unten = 90 Grad zum Eis sein muss, die Körperachse kann auch ziemlich geneigt sein wie bei manchen Hanyu 3A.
Bei all diesen "Tricks" darf man aber als Läufer nie die Grund-Körperhaltung verlassen, zB beim Axel im Schwung mit dem rechten Bein sich nach links lehnen um den Schwung zu verstärken, das Schleudern, weil man die Absprunghaltung auf der linken Aussenkante so versaubeutelt, einmal die Haltung verloren ist sie nicht wieder reparabel.

- der Punkt, an dem ich eindrehen muss, muss gewahrt sein :
Ha, das war für mich lang der Knackpunkt beim 1 Axel oder 2 S oder 2 T , die Sprünge mit Achsenwechsel Absprung links- Drehung rechts. Jeder Trainer sagte: Du musst gerade aus weiterfliegen "aus dem Kreis raus". Ich dachte: dann muss ich auch exakt in dieser Linie den Punkt zum Eindrehen suchen. NEIN!
Der Eindreh-Punkt wo ich meine rechte hohe Seite bei diesen genannten Sprüngen bringen muss, ist an den Kreis nach links, ich muss meinen gesamten Körper seitlich an den Kreis stellen- deswegen schauen alle Läufer beim Axel so komisch nach links oben - das ist der Punkt wo sie hinspringen und dann auch eindrehen.
Ohne diesen Punkt drehts äusserst widerwillig, es ist so ein grausliges Gefühl, dass man schnell selbst merkt, dass da was nicht stimmt. Die Fortgeschrittenen könnens alle schon, wie gesagt, nur ein Anfängerproblem.

- Timing Absprung- Drehung.
Hanyu: Warum schaut er so bewusst im Absprung nach rechts, er reisst ab und zu seinen Kopf nach rechts, zB beim 4 T im Anlauf ? Warum wartet er so ewig lang mit der Kopfdrehung ?
Weil er mit dieser Kopfhaltung seine Achsen festlegt. Vorher drehen heisst diese Körperachsen kompromittieren, weil man von ihnen wegzieht. Bis Hanyu in die entgültige Rotations-Haltung kommt, die voll durchgestreckt hat, dauerts, und erst wenn er richtig drin ist in der rechten Achse, dreht er den Kopf.
Nathan Chen 4 L : Er scheint den Kopf in Sprungrichtung zu drehen = nach links, aber er geht nur mit der Absprungkante mit, der linken Aussenkante, Wer das nicht tut beim Lutz und wie beim Flip den Kopf über rechts hält, die rechte Seite tief hat ( dicker Anfängerfehler), wird bestraft, der Lutz fliegt nicht, es fühlt sich an als ob man sich zerreisst, und bei einer solchen Aktion habe ich mir mein linkes Knie verdreht, die linke Aussenkante hat sich ins Eis eingegraben.

Bemerkung....weil ich an mein linkes Knie denke und meinen Anfängerfehler mit rechter Seite zu tief beim Lutz: Absolute Grund - Voraussetzung für gelungene Rotationen ist die richtige Körperhaltung im Anlauf und Absprung. Da man nie mittig steht, sondern entweder auf dem rechten ODER dem linken Bein, muss man da erst die richtige Haltung rausfinden. Diese Haltung muss dazu geeignet sein, problemlos von einem aufs andere Bein zu wechseln, dazu braucht man seine Körpermitte - über die Körpermitte wechseln.
Viel beidbeinig fahren, Gewicht auf beiden Kufen zu haben ist ein Zeichen von fehlendem Können.

Die geneigten Leser können probieren, ihre Körpermitte zu finden: Beidbeinig abspringen mit demselben Druck in beiden Beinen, Arme vor dem Körper kreuzen, in den Strecksprung gehen und beidbeinig landen, derselbe Druck auf beiden Beinen. Keinen Wackler produzieren, auf derselben Stelle landen. Schultern tieflassen und entspannt sein. Dann probieren, auf einem Bein zu landen.
Viel Erfolg beim Ausprobieren.

Danke fürs Lesen...Eislaufen ist wirklich so kompliziert wie dieser Eintrag lang ist.

Delphina
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Re: Eiskunstlauftechniken - Sprünge

Beitrag von Delphina » Mo 27. Mär 2017, 15:44

Katrin hat geschrieben:
So 26. Mär 2017, 13:39
Der einfache Salchow und der einfache toeloop sind ebenfalls nur eine halbe Drehung.
Der doppelte Salchow = 2S und der doppelte toeloop= 2T ist eine 1, 5 Drehung und entspricht dem Axel, wird auch genauso gesprungen von der Technik.
Liebe Katrin
Vielen Dank für Deine grosse Mühe die Technik zu erklären :) . Allerdings bin ich bei dem oben Zitierten Abschnitt von dir nicht ganz Deiner Meinung ;) . Ich mache selbst Eiskunstlauf und nehme wie wahrscheinlich die meisten Eiskunstläuferinnen an Wettkämpfen teil. An den Wettkämpfen schauen MÜSSEN der Toe-Loop und der Salchwow genau eine, zwei, drei oder sogar vier Drehungen haben. Wenn eine viertel Drehung oder weniger fehlt gibt es ein <, wenn aber eine viertel Drehung oder mehr fehlt gibt es zwei <<. Wenn man ein oder zwei solche Zeichen hat wird dann beim Sprung vom Basiswert abgezogen und es gibt weniger Punkte. Ich selbst habe schon grosse Erfahrung damit gemacht :lol: .

Hier ein Video sind noch zwei Videos von einem 3S und einem 4T

Salchow:

Toe-loop:

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