Poker um die TV-Rechte vor dem Start

Irgendwann in den nächsten Tagen oder Wochen werden die TV-Rechte der ISU neu vergeben. Mit dem Ende dieser Saison laufen die aktuellen Fernsehverträge aus. Für die Zeit ab der Saison 23/24 hat erneut Infront die Rechte von der ISU erworben und wird nun versuchen, diese an den Mann, also die TV-Sender zu bringen.


Der Ist-Zustand


Aktuell halten Eurosport und die ARD non-exklusive Rechte n den Übertragungen vom Eiskunstlauf, Synchronlauf, Eisschnelllauf und dem Shorttrack. Eurosport überträgt die Grand-Prix-Serie nahezu ausschließlich im Eurospotplayer. Die EM, WM und die World-Team-Trophy werden ebenfalls im Eurosportplayer, zu einem großen Anteil auch auf Eurosport 1 und 2 übertragen. Die 4CC sind ebenfalls komplett im Eurosportplayer zu sehen. Ob die beiden TV-Sender übertragen, hängt von der Veranstaltungsdichte in anderen Sportarten ab. Zusammenfassungen gab es aber fast immer. Der zweite Player im deutschen Markt ist die ARD. Sie beschränkt ihre Übertragungen auf mehr oder weniger lange Livestrecken von EM und WM, die auf dem selbst ernannten Eiskunstlaufsender Nummer eins ONE ausgestrahlt werden. Die 4CC, die WTT und die GP-Serie gehen dem öffentlich-rechtlichen Sender aber am Allerwertesten vorbei. Zusätzlich gibt es das Angebot der ISU auf Youtube. Dort werden alle genannten Wettbewerbe live übertragen. Mit zwei Ausnahmen: Die EM und die WM wurden in der Regel durch die ARD gesperrt und konnten nur mit einem VPN, oder halblegalen Streams verfolgt werden.


Mögliche Szenarien:


Szenario eins:


Es bleibt alles beim alten. Eurosport und die ARD schnappen sich erneut die Rechte und übertragen wie bisher. Es gibt aber zwei Unbekannte. Die eine ist der neue Streaminganbieter Discovery+. Zu ihm gehören die Eurosportsender und hier könnte es in der nächsten Zeit gravierende Änderungen geben. In vielen Ländern sind die beiden Eurosportprogramme nur noch über Discovery+ zu empfangen. Wann dies auch in Deutschland passiert, ist noch nicht bekannt. Da es aber keine Jahres-Abos für den Eurosportplayer mehr gibt, sollte das nicht mehr allzu lange dauern. Das wäre dann wahrscheinlich auch das Aus für den frei empfangbaren Sender Eurosport 1. Den gibt es schon jetzt nur noch in Deutschland. Ein weiterer Hinweis auf den Sprung von Eurosport zu Discovery ist der Skate America. Die Live-Übertragungen von diesem Wettbewerb werden bereits auf Discovery+ Deutschland angekündigt. Aktuell ist dort das Abo mit 5,99 € pro Monat einen Euro günstiger, als das von Eurosport. Für 3,99 € bekommt man ein Monats-Abo mit Werbeunterbrechungen. Die jeweiligen Jahresabos kosten 39,99 und 59.99. Der Empfang von Discovery erfolgt ähnlich, wie der des Eurosportplayers. über Apps und diverse Sticks, sowie über den Browser des PC, Tablet, Smartphone.

Die zweite Unbekannte ist der von der ARD angebotene Livestream. Bisher ist es ja so, dass ONE nur einen Teil der Wettbewerbe live überträgt. Einen weiteren Teil überträgt man als Livestream, der selbst produziert wird, während ein dritter Teil gar nicht zu sehen ist. In jüngster Zeit sind ja einige Anstalten der ARD wegen Geldverschwendung unter Druck geraten Gut möglich, dass die ARD künftig auf die Produktion der zusätzlichen Livestreams verzichten muss. Zuletzt gab es ja Anzeichen, dass die ARD nicht mehr auf der Verschlüsselung des ISU-Streams besteht.

Dieses Szenario eins ist für mich das wahrscheinlichste.


Szenario zwei a


Eurosport/Discovery verzichten auf die Eiskunstlaufrechte. Wenig wahrscheinlich, da der Sender in Deutschland erst im Aufbau ist und jedes Recht und jeden Zuschauer benötigt. Für uns würde das kaum Änderungen bedeuten. Wir wönnten weiter die Wettbewerbe über die ISU-Streams und One verfolgen.


Szenario zwei b


Die ARD verzichtet auf die Rechte. Nicht ganz ausgeschlossen. Nicht nur aus den schon genannten Gründen könnte die ARD sparen müssen und die Eiskunstlauf-Übertragungen auf den Prüfstand stellen. Für uns würde auch dieses Szenario nichts ändern. Wir könnten weiter über Eurosport und den ISU-Stream schauen.


Szenario zwei c


Beide Sender verzichten auf Eiskunstlauf-Übertragungen. Sehr unwahrscheinlich. Auch hier gebe es für uns aber keine Änderungen. Der ISU-Stream würde uns mit allen Wettbewerben versorgen.


Szenario drei


Mit Peacock mischt ein neuer Player mit. Der Streamingdienst besitzt in den USA alle Eiskunstlaufrechte und überträgt dort nicht nur die großem Major-Wettbewerbe, sondern auch viele kleinere. Er ist allerdings relativ teuer und kämpft mit Qualitätsproblemen. In Deutschland ist der Dienst noch ganz neu und im Moment nur über Sky empfangbar. Die neue Rechteperiode kommt für ihn wohl noch zu früh. In der folgenden könnte er dann aber richtig mitmischen. Für uns würde sich damit alles ändern. Die ISU-Streams würden wie schon jetzt in den USA gesperrt werden. Eiskunstlauf wäre dann ausschließlich im Abo zu sehen und für deutlich mehr, als jetzt der Eurosportplayer kostet. sollte Peacock sein Konzept aus den USA auch in Deutschland umsetzen, würde es aber auch Wettbewerb wie die DM, die Nebelhorn-Trophy und andere zu sehen geben.


Wir dürfen gespannt sein, wann Infront mit den ersten Erfolgsmeldungen kommt. Die ARD hatte seinerzeit sehr früh den Vertragsabschluss bekanntgegeben. Eurosport pokerte dagegen höher und meldete erst Ende Oktober und nach de Beginn der GP-Serie einen Erfolg. Wäre das erneut so, müssten wir noch genau ein Jahr auf eine Nachricht warten.