Beiträge von Fechter

    Hallo Karin, differentielles Lernen ist ein relativ neuer, teils noch umstrittener Ansatz in dem Erlernen sportlicher Techniken bzw. Bewegungsabläufe.. Es ist sozusagen das Gegenstück zur methodischen Reihe, die die Bewegung in aufeinander aufbauende Einzelelemente zerlegt.


    In der traditionellen Trainingslehre wird versucht eine idealtypische Bewegung durch Wiederholung möglichst exakt abzubilden bzw. zu erreichen.
    Der neue Ansatz geht davon aus, dass dies ohnehin nicht 100% möglich ist und trainiert in Variationen um die Zielbewegung herum. Dadurch wird eine Art unbewusste Autokorrektur beim Athleten ausgelöst und das Ziel (Wenn's denn klappt) schneller erreicht.


    Es wird also gar nicht erst versucht, stets die exakt selben Bewegungen auszuführen, sondern jedesmal ein wenig anders.
    Im von Dir angesprochenen Kugelstoßen konnte bereits nachgewiesen werden, dass die Methode funktioniert und sogar zu schnellerem Erfolg führt. Umstritten ist wohl noch, ob das im absoluten Spitzenbereich geht oder nicht.
    Ich persönlich glaube, dass die Methode in vielen Sportarten eine Zukunft hat. Warum nicht auch im Eislaufen? Wie bei allem Neuen gibt es natürlich Vorbehalte. Aber das muss ja nicht so bleiben.

    Würd mich mal interessieren, ob bei der Vermittlung der Techniken das Mittel der Wahl (immer noch) der Aufbau einer methodischen Reihe ist oder ob Erkenntnisse aus dem differentiellen Lernen bereits Eingang in die Trainingslehre des Eiskunstlaufs gefunden haben. Falls nein, ob das zumindest diskutiert wird oder ob es gar kein Thema ist?

    Die Erkenntnis dass sich fast alle Sportarten weiter entwickelt haben, ist unstrittig. Die Frage ist doch, warum ist die Lücke zur internationalen Spitze so groß geworden und wie es weiter geht. Und Jutta Müllers Traini gsmethoden ob gut oder nicht, würden heute jedenfalls nicht reichen. Es braucht neue Bezugspunkte.

    Das war nicht abfällig gemeint. Der Sport hat sich aber weiter entwickelt. Witts damalige Leistung wäre heute sicherlich keine Medaille mehr.
    Selbst wenn also Trainer und Athleten das leisten würden, was Jutta Müller und K. Witt damals geleistet haben, reicht es eben nicht mehr. Deswegen nützt der Blick in die Vergangenheit nur unzureichend.

    Ich weiß nicht, was und wie Frau Müller trainiert hat. Extra Honorar hat sie neben ihrem Gehalt wohl eher nicht von den Sportlern bekommen. Und Katis Eltern mussten vermutlich auch nicht tausende DDR Mark jährlich zuschießen.
    Allerdings würde die Leistung heute ja auch nicht mehr reichen. Ein Pummelchen wie sie, würde wohl eher nicht vor Medwedewa oder Sagitova landen.
    Somit meine ich, dass die Trainingsmethoden hinterfragt und modernisiert werden müssten.

    Habe mich als Papa einer 8 Jährigen hier mal eingeklinkt. Wir (vor allem meine Frau und die Tochter als Aktive) machen das jetzt seit knapp 3 Jahren mit. Trainerhonorar, Choreographie extra, Fahrt- und Übernachtungskosten, Schuhe, aber allein hunderte Fahrkilometer in Berlin zu unterschiedlichen Eishallen und Ballet extra sind für einen Normalverdiener schon enorme Kosten, wie ich finde. Schularbeiten meist abends zwischen Abendessen und ins Bett gehen. Training idR 5*/Wo manchmal auch 6*.
    Ich wundere mich eigentlich, wie viele hier bereit dazu sind, das zeitlich und finanziell in Kauf zu nehmen. Da ich selbst auch Trainer in zwei anderen Sportarten bin bzw. war, denke ich, dass das vom Einsatz und der Belastungsfähigkeit schon an der Grenze ist. Ich glaube nicht, dass man das im Moment noch deutlich erhöhen kann. Sofern also vorgebracht wird, der Deutsche Nachwuchs sei nicht leistungsbereit oder belastbar genug denke ich nicht, dass das das eigentliche Problem ist.


    M.E. liegt ein Problem sicherlich darin, dass es keine (oder keine ausreichende) Talentsichtung außerhalb derer gibt, die schon beim Eislaufen sind. Somit laufen viele, die das Talent nicht haben und von den Anlagen her nie Spitzenleistungen bringen werden. Es scheint aber keiner ein Interesse zu haben, diese Eltern aufzuklären bzw. ihnen ihren Traum zu nehmen. Es leben davon schon junge Trainer/innen teils ohne Lizenz ganz passabel davon. Jedenfalls deutlich besser, als würden sie für einen 10ner/Std neben der Uni bei MC Donnalds jobben. Somit gibt es volle Eisflächen mit Trainingsgruppen, die recht inhomogen von ihrem Leistungsstand und Potential sind.


    Ein weiteres Problem (jedenfalls mein Eindruck von hier) dürfte an mangelnder Trainingsplanung und Koordination liegen. Dazu kommt Vereinsmeierei. So trainieren teilweise die Guten in einer Leistungsklasse nicht mal zusammen.


    "Wir sind an einem Wendepunkt angekommen, an dem wir uns fragen müssen, ob es ein Weiter-so geben kann", sagte Udo Dönsdorf, Sportdirektor der Deutschen Eislauf-Union, nach der höchst enttäuschenden Bilanz bei den Weltmeisterschaften in Saitama. "Ich sage auf keinem Fall, es muss einen Stopp geben." Denn die Erkenntnis aus der WM ist nicht allein, dass die DEU-Topathleten nur Mittelmaß sind, sondern die Weltelite mit großen Sprüngen immer weiter enteilt..." "Es muss eine ganz andere Art von Training entwickelt werden", sagte Dönsdorf. "Die Trainer müssen erkennen, dass so wie sie trainieren, nicht mehr zum Erfolg führt." Deshalb hoffe er, dass alle die Zeichen der Zeit erkennen, "die Ärmel aufkrempeln und arbeiten, arbeiten und arbeiten"


    Ich glaube das trifft ins Schwarze und es kann nicht immer heißen es liegt am Geld, den Hallen, den Funktionären, den Kindern oder Eltern.