Guten Abend!
Heute ist der 1. Juli und damit der erste Tag der neuen Saison. Das Eiskunstlaufblog selbst feiert am 13. Oktober seinen zehnten Geburtstag und startet dann in seine elfte Saison. Dabei gibt es das eine oder andere Neue. Seit ein paar Tagen liegt das Blog bei einem neuen Hoster. Der Umzug ist einem nahezu ungebremsten Wachstum der Zugriffszahlen geschuldet, die am Ende der Vergangenen Saison häufig zu Performance-Problemen führten. Das ist auf der einen Seite ärgerlich, auf der anderen aber erfreulich. Die Zahl der Community-Mitglieder auf den drei Plattformen Blog, Facebook und Twitter hat mit aktuell 1045 Usern die magische 1.000er Grenze nachhaltig überschritten. Für eine bewusst auf die deutsche Sprache fokussiertes Angebot sicher nicht das schlechteste Resultat. Alle Nutzer insgesamt sorgten im Jahr 2022 für mehr als 2.000.000 Seitenzugriffe.
Die Inflation und die Energiepreise machen auch dem Blog zu schaffen. Server werden mit Strom betrieben und stehen in vollklimatisierten Serverfarmen. Neben den Kosten für Energie geben die Hoster auch die gestiegenen Lohnkosten an ihre Kunden weiter. Nicht nur der Hoster fordert höhere Preise, auch die Software-Anbieter nehmen gerne ein paar Euro zusätzlich mit. Auf der anderen Seite sinken die Einnahmen dramatisch. Zuerst sorgten die aufkommenden Adblocker für einen Einbruch. Dann forderte die DSGVO, dass Seitenbetreiber ihre Leser ausdrücklich um Zustimmung zur Schaltung von Werbung bitten müssen. Das lehnen viele Nutzer ab, was ihr gutes Recht ist. Allerdings sanken dadurch die Werbe-Einnahmen des Blogs vom Rekordjahr 2019 ausgehend, auf nur noch 35 Prozent im Jahr 2022. Wenn es also 2019 1.000 Euro waren, sind es nun nur noch 350. Nur, dass es 2019 auch schon deutlich weniger als 1.000 € waren. Für dieses Jahr zeichnet sich ein kleiner Anstieg ab. Ob das eine Trendwende ist, muss sich zeigen. Deshalb auch noch einmal vielen Dank an alle, die die Kaffeekasse gefüllt haben. Ein besonderer Dank geht an eine Leserin aus der Schweiz. Sie hat neben zwei lieben Karten auch noch ordentlich für die Kaffeekasse gespendet und mit einem Kasten Konfekt dafür gesorgt, dass mir mehrere Abende versüßt wurden. Leider habe ich die E-Mail-Adresse verbuddelt. Sobald ich sie wiederfinde, bedanke ich mich auch noch einmal persönlich.
In der elften Saison des Blogs wird es keine wesentlichen Änderungen mehr geben. Neu ist, dass die Threads zu allen Wettbewerben der Saison bereits im Forum angelegt wurden. Das bedeutet aber gleichzeitig auch, dass nun alle Wettbewerbthreads nur für Mitglieder sichtbar sind. Neu ist auch, dass der Synchron-Eiskunstlauf wieder in das Blog zurückkehrt. Im Spätsommer / Herbst wird es die Version sechs unserer Community Software geben. Sie bringt wieder einige Änderungen und soll auch für eine bessere Performance sorgen. Die wesentlichste Neuerung wird ein neuer Editor sein. Mit ihm werden dann alle Texteingaben im Forum oder in den Konservationen erfolgen. In der derzeit vorliegenden Alpha-Version fand ich in nicht so gelungen. Vielleicht gibt es bis zur finalen Version noch Verbesserungen. Aber auch mit diesem neuen Editor werden wir uns arrangieren (müssen).
Auch wenn die Refinanzierung immer schwieriger wird, das Blog bleibt kostenlos. Mein geheimes Ziel, dass ich jetzt verrate, sind die olympischen Spiele 2038. Mit denen würde ich gerne das Blog beenden, dass dann fast 25 Jahre alt wäre. Ob mir das gesundheitlich gelingt, werden wir sehen. Eins kann ich aber versprechen, bis zu diesem Zeitpunkt wird es keine Zwangsgebühren geben. Das verspreche ich. Das Blog und seine Informationen bleiben für alle kostenlos. Vielleicht gibt es 2038 aber auch gar keine olympischen Spiele mehr. Tschechien hat ja in dieser Woche die Axt an den Fortbestand des Weltsport angelegt und andere dürften bald folgen.
Finanzielle Probleme hat auch die ISU und nun bereits die ersten Sparmaßnahmen ergriffen. Aus dem Geschäftsbericht von 2022 geht hervor, dass für dieses Jahr ein weiterer Rückgang der Einnahmen aus den Medienrechten erwartet wird. Da die Rechte für einen Zeitraum von vier Jahren vergeben werden und die neue Rechteperiode heute beginnt, kann das nur bedeuten, dass einer oder mehrerer der großen Vier weniger zahlt. Soweit mir bekannt ist, kaufen Russland, Japan und die USA die Rechte direkt bei der ISU, der Rest bei Infront. Egal wer davon weniger zahlt, der Rückgang der Einnahmen ist mehr als nur ein Alarmsignal. Die ISU berichtete weiterhin, dass Rechteinhaber sich über zurückgehende Zuschauerzahlen beklagen. Nicht nur vor dem Fernsehgerät versammeln sich weniger Zuschauer, auch zu den Wettbewerben kommen immer weniger. Der vor einem Jahr mit drei Millionen gefüllte Topf, mit dem Verluste bei der Ausrichtung der großen Wettbewerbe der ISU nach dem Ausschluss von Russland und Weißrussland ausgeglichen werden soll, wurde schon im ersten Jahr um mehr als ein Drittel geleert. Da die 14 Damen und Herren des ISU-Rates am Ausschluss festhalten, dürfte sich die Lage weiter verschärfen. Leider hat es der Rat aber auch nicht geschafft, Wege aus der Krise des Eiskunstlaufs aufzuzeigen. Während Russland mit einem Sprung-Wettbewerb oder einem Wettbewerb der Show-Programme neue Wege geht, bleibt es bei der ISU bei vagen Plänen, ohne jeden konkreten Vorschlag. "Powerpoint ist geduldig", schrieb ein User im Forum.
Sportlich dürfte die neue Saison ähnlich durchwachsen ausfallen, wie die vergangenen. Nicht nur das Fehlen von Russland wird weiterhin zubuche schlagen. In dieser Saison bekommen wir auch zum ersten Mal die Auswirkungen der Anhebung der Altersgrenze zu spüren, denn wir werden mit den gleichen Läuferinnen und Läufern auskommen müssen, wie in der Vorsaison. Wer in der vergangenen Saison nicht 15 war, ist in dieser Saison keine 16. Somit wird von unten höchstens jemand nachrücken, der mit 15 noch nicht gut war und jetzt eine Leistungsexplosion erlebt. Auf der anderen Seite werden uns in dieser Saison charismatische Läufer wie Kana Muramato / Daisuke Takahshi, Alexa Scimeca / Brandon Frazier oder Keegan Messing fehlen, die ihre Laufbahn nach der WM 2023 beendeten.
Noch schlimmer als bei der ISU sind die finanziellen Probleme der DEU. Die hat mit der neuen Saison die finanzielle Unterstützung für ihre Athleten nahezu völlig eingestellt. Wettkampfreisen dürfen die deutschen Eiskunstläuferinnen und -läufer nun praktisch selbst finanzieren. Einen nennenswerten Betrag erhalten nur noch diejenigen, die einen Platz als Sportsoldaten ergattern konnten. Den Einzellauf hat die DEU praktisch aufgegeben. Dafür will sie sich auf Eistanz und Paarlauf konzentrieren, ist aber seit Monaten nicht in der Lage, die Stelle des Paarlauf-Bundestrainers zu besetzen. Finde den Widerspruch. Im Paarlauf scheint Russland zum Allheilmittel zu werden. Nach Alisa Efimova, die schon wieder weg ist, kommt nun mit Nikita Volodin ein weiterer Russe. Ob er wohl eine Antikriegserklärung unterschreiben musste? Im Eistanz hat Tim Dieck, lange Zeit an der Seite von Katharina Müller der beste deutsche Eistänzer, die DEU verlassen und läuft künftig mit Olivia Smart für Spanien. Zuvor war bereits Asaf Kazimov den Weg von Deutschland nach Spanien gegangen. So richtig überzeugt scheinen die deutschen Läuferinnen und Läufer vom Konzept der DEU also nicht zu sein.
In einer Werbung hieß es vor Jahren: Es gibt viel zu tun, packen wir es an. Das wäre ein Motto für den Eiskunstlauf 2023. Leider gibt es weder bei der ISU, noch bei der DEU irgendjemanden, der mal die Ärmel hochkrempelt. Sollte sich nicht bald jemand finden, dann könnte es bald noch düsterer aussehen. Die ISU hat für das Jahr 2026 tiefe Einschnitte angekündigt, sollte sich die finanzielle Lage bis dahin nicht bessern.
Lassen wir die neue Saison also auf uns zu kommen und freuen wir uns über jeden Tag, den der Eiskunstlauf irgendwie überlebt.
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