Bach macht russischen Sportlern vergiftetes Angebot

  • Diskussion zum Artikel Bach macht russischen Sportlern vergiftetes Angebot:

    Zitat
    IOC-Präsident Thomas Bach hat den russischen Sportlerinnen und Sportlern ein Angebot gemacht, von dem er weiß, dass es nicht angenommen werden kann. Um wieder an internationalen Wettbewerben teilnehmen zu können, sollen sie sich vom russischen Angriff auf die Ukraine distanzieren. Tagtäglich hören und lesen wir davon, das Russen, die sich gegen den Krieg stellen verhaftet, eingesperrt werden. Jetzt verlangt Bach das sie genau das tun sollen. Bisher wurde das nicht einmal von im Ausland lebenden…
  • Ich denke Bach will vermeiden, dass explizit öffentliche Unterstützer der blutigen "Spezialoperation" als Sportler im Ausland für Putin ideologische Siege einfahren.

    Das abschreckende Beispiel war wohl Evgeny Rylov (Schwimmolympiasieger in Tokyo), der in erster Reihe auf dem Podium bei der berüchtigten Kriegsshow von Putin im März auftrat und dabei offen den Überfall auf die Ukraine unterstützte.

    Allerdings waren die Eisläufer auffallend ruhig und hielten sich anscheinend sehr zurück. Evgenya Medvedeva hatte sogar den Krieg kritisiert. Aber man weiß es nicht.

    Als ehemaliger DDR Bürger kann ich die Situation, privat anderer Meinung zu sein, als die offizielle Staatsdoktrin, sehr gut nachvollziehen.

  • Finde die Formulierung sehr unklug von Bach. Bevor er so ein Ansinnen in die Welt hinausposaunt, hätte er im Vorfeld die Machbarkeit prüfen lassen können.


    Bei der Grösse des IOC kann man annehmen, das sich geeignete Berater darin befinden. B. scheint mir auch jemand zu sein, der gerne über die Köpfe anderer hinweg entscheidet.


    Die vernünftigste Lösung wäre wohl die Sportler unter Auflagen starten zu lassen, damit sich der Fall Rylov nicht wiederholt.

    Das hatte sich doch schon jahrelang vorher wegen der Staatsdopingvorwürfe so bewährt.


    Im Gegenzug müsste man aber auch den Journalisten einen Maulkorb verpassen. Sie neigen dazu die Medaillengewinner eiligst über ihre Einstellung zum Krieg zu befragen, statt sie auf viel erfreulichere sportlichen Aspekte anzusprechen.


    Ein negatives Beispiel für Journalistenverhalten ist die Befragung von Kondratiuk, während der olympischen Spiele, zu den Dopingvorwürfen um Kamila Valieva. Auch wenn man sich denken kann das dazu keine Antwort kommt, liegt es wahrscheinlich in deren Berufsphilosophie so unangenehme Fragen zu stellen.

  • Bach sollte lieber eine Lösung finden, die es russischen Sportlern möglich macht ,wieder international an Wettkämpfen teilnehmen zu können. Warum nicht unter neutraler Flagge?

    Und wenn man ganz ehrlich ist, dann müsste so manches Land für Sport & Co unter Sanktionen stehen, nicht allein Russland. Qatar ist nicht besser und dort findet die Fifa Wm statt. Ich bin nach wie vor der Meinung, dass Sanktionen ziemlich sinnlos sind, sie schaden nur, nützen niemand wirklich was. Alles nur scheinheiliges Getue.

  • Im Gegenzug müsste man aber auch den Journalisten einen Maulkorb verpassen.

    Auch wenn manche Journalistenfrage nicht immer glücklich oder sinnvoll ist, kritische Fragen gehören zum Geschäft und der Maulkorb lässt sich natürlich nicht mit der Pressefreiheit, die ein hohes Gut ist, vereinbaren. Maulkörbe für Journalisten gibt es in Diktaturen. Darin möchte ich nicht leben. Karl-Heinz würde sich sicher auch ungern einen solchen Maulkorb verpassen lassen.

  • Jein. Man muss aber etwas Fingerspitzengefühl entwickeln und schreibt nicht immer alles was man weiß. Manchmal muss man, in diesem Fall die Sportler, auch vor sich selbst schützen. Und was in Peking abging war unter aller Sau und einfach eine Schande für den Berufsstand.

  • Als Sportler sollte man sich wohl eine gewisse Kaltschnäuzigkeit im Umgang mit Medienvertretern antrainieren.


    Gut erinnere ich mich zum Beispiel an Gleb Smolkin in Peking, als er und vor allem Diana Davis immer wieder zu Valieva und Tutberidze befragt wurden und er die Fragen der Reporter abgebügelt hat.. Ich habe ihn dafür gefeiert :clap:


    Im besten Fall ist so ein "Interview" bzw. versuchtes Verhör danach wertlos.

  • Es geht im Grunde genommen nicht um das Infragestellen der Presse- und Meinungsfreiheit als solche, sondern um den allgemeinen Konsens darüber, das russische Sportler durchaus etwas zu befürchten haben, wenn sie auf Bach's Angebot eingehen und sich verbal vom russischen Angriffskrieg distanzieren.


    Der Begriff Maulkorb sollte konkret nicht für eine Einschränkung der journalistischen Arbeit im Allgemeinen stehen. Vor dem Hintergrund der verstörenden Ereignisse in Peking, stellt sich einem allerdings die Frage, ob in diesem Beruf überhaupt so etwas wie Berufsethik existiert und wie sie gehandhabt wird?