„Hand auf´s Herz: Wussten Sie, dass Österreichs Eiskunstläufer mit insgesamt 20 Olympiamedaillen – davon sieben in Gold – nur vom Österreichischen Skiverband in Sachen Edelmetall übertroffen werden? Oder dass Österreich im ewigen Medaillenspiegel bei Winterspielen in der Sparte Eiskunstlauf hinter Russland und den USA nach wie vor auf dem beachtlichen dritten Platz liegt?
Nein, das wusste ich nicht. Auch nicht, dass Österreich bei den Winterspielen von 1972 nur eine einzige Goldmedaille holte und das im Eiskunstlauf und nicht beispielsweise in den alpinen Disziplinen, in denen die Sportler aus der Alpenrepublik traditionell stark sind. Um so schöner, dass eben diese Olympiasiegerin diese Zeiten nun den Lesern in Erinnerung ruft. Trixi Schuba schildert in ihrem Buch „Die Kür meines Lebens“ ihre Zeit als Eiskunstläuferin und die Zeit davor und danach. Das Zitat zu Beginn des Artikels stammt aus dem Vorwort des Buches und wurde von Dr. Karl Stoss, dem Präsidenten des NOK´s Österreichs geschrieben.
Schuba war nie die schillernde Eiskunstläuferin, obwohl sie Olympiasiegerin, Weltmeisterin und Europameisterin war. In Erinnerung bleiben den meisten Fans die atemberaubenden Küren der Läufer. Die waren jedoch nicht ihre Stärke. Schuba war die ungekrönte Königin der Pflicht, in der Kür büßte sie oft ihren Vorsprung wieder ein. Die Pflicht im Eiskunstlauf war ein Kapitel für sich. Zu Schubas Zeiten ging sie zu 50 Prozent in die Wertung ein, die anderen 50 Prozent brachte die Kür. In der Pflicht mussten die Läufer an zwei Tagen auf das Eis und jeweils drei Figuren auf das Eis zeichnen. Meistens ging es bereits am frühen Morgen los, das Fernsehen war, soweit ich mich erinnern kann, nie dabei. Übermittelt sind Erzählungen von Läuferinnen über Preisrichter, die auf dem Bauch und mit Lupe über das Eis robbten, um ja keine noch so kleine Abweichung vom Idealbild zu übersehen. Kein Wunder, dass Schuba immer ein wenig frustriert war, wenn man sie als Pflichtläuferin abstempelte. Die genannten Titel brachten ihr dann eine späte Genugtuung. Dass eine Eiskunstläuferin nach einem Olympiasieg im offenen Cabrio durch die Stadt gefahren wird, so wie es Schuba in Linz widerfuhr, dürfte heute in Mitteleuropa undenkbar sein.
In ihrem Buch überwiegt dann, zurecht, die Freude und der Stolz auf das Erreichte. Schuba nimmt die Leser auf eine Reise zurück in eine Zeit, als es kein Facebook, kein Twitter gab, als Eiskunstlaufwettbewerbe noch im Freien durchgeführt wurden. Das Ganze garniert sie mit vielen Fotos. Auch die Briefwechsel mit ihrer Mutter zeichnen ein interessantes Zeitbild des damaligen Eiskunstlaufs. Interessant ist auch ihr Olympiatagebuch von 1972. Zwischen Training und Wettkämpfen blieb den Athleten wenig Zeit, die wurde aber dann doch für Sightseeing genutzt.
Schließlich äußert sich Schuba kritisch über die Entwicklung des Eiskunstlaufs im allgemeinen und in Österreich im besonderen. Diese Meinung muss man nicht in jedem Punkt teilen, da sie aber auch lange Jahre Funktionärin im österreichischen Verband war, wiegt sie aber schwer.
Das Buch ist ein interessantes Stück Zeitgeschichte. Ältere Leser dürften sich an eine Zeit erinnern, als die Kinder noch draußen spielten, jüngere werden Sachen über den Eiskunstlauf erfahren, die sie so noch nicht kannten. Es ist die Geschichte einer jungen Frau, die geradlinig ihren Weg geht. Das letzte Wort soll dann Janet Lynn haben, die 1972 hinter Schuba Silber holte. Sie sagte über Schuba: „Ihre Einmaligkeit in der Pflicht ist ein Erbe, das alle zukünftigen Generationen von Eiskunstläufern inspirieren sollte, den Pflichtfiguren wieder zu jenem Stellenwert zu verhelfen, der ihnen gebührt. Trixi – sie ist eine wahre Heldin und Freundin.“
Das Buch ist zum Preis von 24,90 € bei Amazon erhältlich. Es kann auch beim Verlag oder in gut sortierten Buchhandlungen erworben werden.