Der ISU Kongress Phuket 2022

  • Der ISU Kongress Phuket wird vom 6. - 10. Juni 2022 in Phuket abgehalten.

    Die Agenda dieses Kongresses wurde gestern veröffentlicht in der ISU communication 2472.


    Eins der gewichtigen Themen für den Eiskunstlauf wird hier behandelt: Die Altersgrenzen, insbesondere der Übergang vom Junior zum Senior.

    Seite 17 Punkt 22 und 23.

    Innerhalb des Punktes 22 in kursiv eine ausführliche medizinische Begründung, angefügt eine Umfrage unter den Mitgliedern vom Januar 2021 wie sie zur Erhöhung der Altersgrenze auf 17 stehen
    Der Punkt 23 ist der Antrag Norwegens auf Erhöhung der Altersgrenze, der mit Punkt 22 zusammen diskutiert wird. Unter anderem begründen die Norweger ihren Antrag auf Erhöhung, Zitat "To catch media and audience interest, our sport needs profiled athletes that can promote the sport in a positive way over a longer period of time.


    Meine persönliche Meinung ist ein klares Ja zur Anhebung der Altersgrenze, und parallel zu den Norwegern möchte ich auch sagen, ich möchte Sportler länger laufen sehen. Vor allem möchte ich keine spindeldürren Gestalten sehen, bei denen die Schlittschuhe viel zu gross und schwer erscheinen im Verhältnis zum fragilen Körper, für mich ist das unästhetisch.

  • @Adeli: ich stimme dir da mit der Altersgrenze absolut zu!


    Ich bin jetzt bezüglich des Trainings absolut ahnungslos. Aber mich würde trotzdem interessieren ob und wenn ja was sich dort durch eine Anhebung des minimalen Alters bei den Erwachsenen ändert? Werden z.b. auch in fünf Jahren dann noch junge Russinen vierfach springen, einfach, weil sie es können und die Konkurrenz im eigenen Land so groß ist? Oder wird den jungen Läufern einfach durch die Anhebung des Startalters auch mehr Zeit gegeben um sich zu entwickeln?

    Kann es passieren, dass in Zukunft die Läuferinnen bei der JWM mehr Punkte erreichen als bei der WM, da sie bei den Juniorinnen in einem Alter sind, in dem sie vom Körperbau her vierfache Sprünge machen können?

    Was meint ihr?

  • Die Fragen sind interessant, alles ist offen.

    Was ich dazu nur sagen kann: Eteri Tutberitze ist schon am Umstellen, dass die Läuferinnen später ihren peak erreichen.


    Nur - das ist meine nirgendwo abgeschriebene, ganz persönliche Fragestellung: Putin und seine "Sonderaktion" in der Ukraine, was passiert in der Folgezeit ?

    Kommt Russland gestärkt daraus hervor ?

    Oder geschieht das Gegenteil, ist das der Beginn eines Umbruchs in Russland ? Weil: Der Eiskunstlauf ist staatlich gefördert. Wenn diese staatliche Förderung wegfällt, springen sofort Privatsponsoren hinzu ? Wenn nicht, dann passiert so etwas wie nach dem Zusammenkommen von West- und Ostdeutschland: Der ehemals blühende Eiskunstlauf in Ostdeutschland verging wie Eis in der Sommersonne. Weg.

  • Das, was du schilderst haben wir auch schon in Russland gesehen. Es gab die Generation von Slutzkaja und Butirskaja, die , glaube ich, beide in den 70er Jahren geboren worden. Dann hatte auch Russland jahrelang keinen guten Nachwuchs bei den Damen. Das änderte sich erst wieder mit Sotnikowa, Lipnitzkaja und Tuktamischwa. Sprich: es fehlten gute Läufer und die, die fehlten hätten grade zum Zeitpunkt des Zusammenbruches der UDSSR ihre Grundausbildung auf dem Eis ( oder wie nennt sich das exakt?) bekommen sollen.


    Ich finde es schon spannend zu sehen, wie Politik und Sport da zusammenhängen!


    Was ich aber bezüglich des Alterslimits und seiner Anhebung fürchte- so sehr ich an sich dafür bin- ist, dass die Juniorinnen dann bedingt durch ihren günstigeren Körperbau technisch bessere Leistungen bringen werden als die Erwachsenen. Und ob das so eine gute Werbung für den Sport ist?...

  • Ich muss mich selbst etwas korrigieren.. Mir sind doch tatsächlich Läufer entfallen: Natürlich ist zumindest Leonova in dem von mir erwähnten Zeitraum geboren.

    Aber trotzdem hatte Russland in dem Zeitraum weit weniger gute Läuferinnen

  • Nach 2006 bis ca. 2013 waren die Russen im Eiskunstlauf nicht so sehr erfolgreich. Ab 2014 ging es dann steil bergauf. Was die Altersgrenze betrifft, habe ich gemischte Gefühle. Nehme ich mal die 3 Russinnen von Olympia, dann sieht man kaum ob die 15,16,17 oder 18 sind. Da sehe ich keine großen Unterschied. Also irgendwie finde ich es auch gut wenn man immer mal ein paar neue Gesichter zu sehen bekommt. Manche Läufer kann ich nicht mehr sehen, weil die seit 10 Jahren wieder und wieder die ähnlichen Programme zeigen. Mir persönlich ist das langweilig.

  • Werden z.b. auch in fünf Jahren dann noch junge Russinen vierfach springen, einfach, weil sie es können und die Konkurrenz im eigenen Land so groß ist? Oder wird den jungen Läufern einfach durch die Anhebung des Startalters auch mehr Zeit gegeben um sich zu entwickeln?

    Kann es passieren, dass in Zukunft die Läuferinnen bei der JWM mehr Punkte erreichen als bei der WM, da sie bei den Juniorinnen in einem Alter sind, in dem sie vom Körperbau her vierfache Sprünge machen können?

    Was meint ihr?

    Ich denke, dass sich am Leistungsverhältnis nichts gravierendes ändern wird. Hätte die Altersgrenze bereits in dieser Saison gegriffen, dann hätte bei der EM Shcherbakova vor Trusova gewonnen. Für Valieva wäre vielleicht Tuktamysheva gelaufen, mit guten Chancen für ein komplettes russisches Podium. Bei Olympia waren Platz eins und zwei identisch. Auch hier hätte Tuktamysheva den dritten Platz holen können. Die Altersgrenze hätte in diesen beiden Wettbewerben genau nichts gebracht. Jedenfalls nicht das, was sich viele erhoffen. Bei der WM hätte Bell statt Liu Bronze gewonnen.

    Da Shcherbakova und Trusova bei ihren Erfolgen bereits 17 waren, erübrigt sich auch die Frage, ob "ältere" Läuferinnen überhaupt vierfach springen können. Die mittlerweile 25 Jahre alte Elizaveta Tuktamysheva hat inzwischen im Training ihren vierfachen Toeloop wiederhergestellt.


    https://t.me/team_tuktik/2091


    Ob nach einem Sturz Putins tatsächlich auch das ganze System fällt, muss erst einmal abgewartet werden. Da Eiskunstlauf in Russland aber einen enormen Stellenwert hat und Massen von Zuschauern anzieht, wird es auch immer genug Sponsoren geben. Die werden dort schon heute benötigt, denn die stattliche Förderung deckt bei weitem nicht alles ab, was da im Laufe der Saison an Geld benötigt wird.

    Meine Prognose: Bei den Frauen und wahrscheinlich auch bei den Paaren werden sich der russische Eiskunstlauf und der im Rest der Welt gegenläufig entwickeln. Schon bei der WM konnte man das beobachten. Es gab bei den Frauen kaum einen dreifachen Axel, von vierfachen Sprüngen gar nicht zu reden. Muss man ja auch nicht, da man auch ohne diese Sprünge Weltmeisterin werden kann. Folglich werden wir dort in naher Zukunft auch bestenfalls ein paar Axel sehen. Russland hingegen wird den eingeschlagenen Weg fortsetzen und weitere Läuferinnen entwickeln, die mit 17 Jahren und älter vierfach springen. Wenn Russland dann auf die internationale Bühne zurück darf, wird deren Dominanz noch größer sein, als heute.

  • @ Karl Heinz


    Die Läufer weltweit werden sich anpassen an die Altersgrenze, die Gerüchte dass die kommt, waren schon Jahre im Raum, und Tutberitze ist wie du sagst mit ihren Mädels schon am Umsetzen. Wobei zu bemerken ist: Trusova und Tuktamisheva sind Sonder-Talente.


    Allein wann wir russische Läufer wieder auf der Weltbühne sehen hängt davon ab wie sich die politische Lage entwickelt. Putin will nicht nachgeben, Zelenskyi auch nicht, die NATO gibt nur ein paar Tropfen aus verständlichem Grund, an die reine Aufnahme für Gespräche zur Beendigung des Konflikts werden von Zelenskyi für Russland unannehmbare Bedingungen geknüpft. Derzeit bewegt sich nichts.


    Ein klares Ja zu deiner Aussage zum Stellenwert von Eiskunstlauf in Russland: Der war immer schon hoch, es würden sich immer Sponsoren finden.

    Russland wird immer dominat bleiben, auch wenn einige Läufer oder Trainer ins Ausland gehen.


    Eigentlich undenkbar, dass Tutberitze in die USA geht als Trainer.

    Sie ist in der nächsten Woche in Boston. Ihre Tochter bekommt ein Programm choreografiert von Benoit Richaud.

  • Eine Frage an die etwas älteren: die Altersgrenze wurde doch Ende der 90er Jahre schon einmal erhöht. Damals wurde Tara Lipinski mit Übergangsstarterlaubnis Weltmeisterin und Eva-Maria Fitze war aufgrund derselben Übergangsregel bei der WM am start.

    Hat damals die Erhöhung des Startalters etwas gebracht? Und lässt sich die damalige Situation mit der heutigen vergleichen?


    (Ich habe damals zwar schon Eiskunstlauf geguckt, mich mit dem Drumherum aber noch nicht beschäftigt)

  • Talvi: Da bin ich raus, war vor meiner Zeit.


    Octavia: Das ist klar, dass die Tochter von Eteri US-Amerikanerin ist.

    Ich frage mich ob Eteri selbst damals die US-Staatsbürgerschaft bekommen hat, sie lebte ja 6 Jahre in den USA und gab dort Unterricht. Das könnte sein, wenn sie den Vater von Diana geheiratet hat + greencard + 3 Jahre Wartezeit oder mit einem Job+greencard+ 5 Jahre Wartezeit. Von einer US Staatsbürgerschaft von Eteri habe ich noch nichts gehört oder beim googeln finden können.

  • Auch wenn das hier im Blog schon immer mal wieder Thema war, gehört für mich zur Anhebung der Altersgrenze auch eine Nachjustierung in der Bewertungspraxis. Diese ist ja so, dass die Läufer mit den hohen Technikpunkten auch in den Components hoch bewertet werden. Bei den Skating Skills mag man das ja noch richtig finden, denn wer eine gute Technik hat, der hat wohl auch gute Skating Skills. Was mir nach wie vor nicht einleuchtet ist, warum eine Vierfachspringerin damit automatisch auch hohe Wertungen für die Interpretation bekommt.

    M.E. müssen die Regeln nicht geändert werden. Es muss nur von der Kampfrichterpraxis her eine Eingruppierung in den Components unabhängiger von den Technikpunkten betrachtet werden.

  • Ich lese mich grade auf der ISU Internetseite etwas intensiver in den Kongress ein.


    Jetzt mal bewusst provokant gefragt: ist das ein ISU Konkress oder Urlaub für die Delegierten?...


    Ich weiß generell nicht, ob es sein muss, dass der Kongress in der "Eislaufgroßmacht" Thailand stattfindet (auch wenn der dort vielleicht sogar billiger ist als z.b in Westeuropa). Aber wenn ich mir dann die Unterlagen der ISU zu dem Hotel und den Sehenswürdigkeiten in Phuket durchlese, dann kommt bei mir das Gefühl auf, dass das auch Urlaub für die Delegierten auf Verbandskosten ist...

  • Der ISU Kongress was die Finanzen angeht:
    @ Talvi: Laut Finanzbericht werden Einschnitte kommen müssen, als Massnahme erwähnt wurde u.a. Internet-Konferenzen statt Vor-Ort Treffen.


    Leider darf die ISU laut Statuten ihr Vermögen nur in äusserst sicheren Anlageformen vermehren, das erwähnte und meines Gefühls nach beklagte fast der Sprecher mit dem Hinweis "no risk, no glory".


    Interessant: Japan als der grösste Markt, was TV- Rechte angeht "asia, and particulary Japan is our biggest market", siehe Anhang


    Was die Regeln angeht: Die interessanteste Diskussion bisher für mich war die über den Vorschlag, von 5 Komponenten-Punkten auf drei zurückzugehen, der eine Delegierte brachte es auf den Punkt: Warum nicht gleich wieder die B - Note einführen, die Punkte für Komponenten sind ohnehin durch die Bank für jeden skater gleich.


    Wie die beiden Referenten, die diesen Vorschlag bearbeiteten, mehrmals sagten "Es wird sich nichts ändern, es geht nur um Begriffe, wir wollen nur drei Komponenten" .

    Nun für mich ist das der Sturm dann im Wasserglas, viel Arbeit um nichts, denn es ist tatsächlich so, dass Kampfrichter nicht alle Unterdetails der 5 Komponentenpunte durchgehen, sie bilden sich ein Gesamtbild, und das wird auch so bleiben, wenn es denn zu einer Annahme der drei Komponenten kommt. Bin der Meinung dieses einen Referenten: Dann doch gleich die B-Note wieder herholen. Den nationalen bias können wir nicht abschaffen, egal wir ob wir die Komponenten aufsplitten in 5, 3 oder nur eine.


    Fall Valieva: Die ISU wartet die Entscheidung der RUSADA ab und entscheidet danach, ob der Fall geschlossen ist oder ob man im Interesse einer Gleichbehandlung aller Athleten innnerhalb der ISU gegen diese Entscheidung Rechtsmittel einlegt.

  • Fall Valieva, indirekt zusammenhängend mit der vom ISU Kongress zu diskutierenden Altersgrenzenerhöhung, weil oft als Grund pro Erhöhung des Senioren-Alters genannt ( Valieva positiv auf Trimetadizin getestet durfte unter anderem wegen ihres geschützten Status als 15 jährige bei der Kür der OG starten): Es erscheint zeitgleich heute mit dem Phuket Kongress in den russischen Medien eine Studie von russischen Ärzten, die Trimetadizin nicht als Dopingmittel einstufen, weil es dazu nicht geeignet sei Quelle 1 + ausführlicher Artikel dazu.


    Meine Ansicht: Die WADA - Liste wird angegriffen als inkorrekt, diskreditiert von russischer Seite. Das ist ein Ablenkungsmanöver, so meine Ansicht. Denn die Aussicht, dass die WADA nun klein beigibt und sagt "au, unser Fehler, Trimetadizin ist zu streichen von der Dopingliste" ist nicht zu erwarten.


    Wobei ich zugeben muss:

    Es bestehen tatsächlich kaum Studien zu Trimetadizin und Doping. Warum die WADA das seit Jahrzehnten vorhandene Trimetadizin erst 2014 in die Dopingliste "verboten im Training und im Wettkampf" aufgenommen hat ist, nicht bekannt.

    Heisst aber nicht, dass Trimetadizin nicht wirken kann, denn einfach gesagt ermöglicht es eine schnellere Energieverwertung weg vom Fettstoffwechsel auf Glukoseverwertung, man hält also länger hellwach durch.