Doch eine Strafe für Valieva

  • Diskussion zum Artikel Doch eine Strafe für Valieva:

    Zitat
    Vornehmlich deutsche Medien hatten in den vergangenen Tagen vermeldet, die RUSADA hätte Valieva nicht bestraft. Dabei handelt es sich offensichtlich um Falschmeldungen. Richtig ist: Sie erhielt keine Sperre. Wie die Süddeutsche Zeitung heute berichtet, wurde ihr aber der russische Meistertitel von Dezember 2021 aberkannt. Dort wurde die positive Dopingprobe abgegeben.
    Wieso die Aberkennung des Meistertitels, des damit verbundenen Reputationsverlustes und des Verlustes des Preisgeldes keine…
  • ...wissen nur die deutschen Qualitätsmedien. Eine objektive Berichterstattung dürfen wir in diesem Fall nicht erwarten. Das stand aber schon vom ersten Tage an fest.

    ...

    Nicht nur in diesem Fall.


    Bei den wenigen Meldungen die ich inzwischen online nur noch lese (bzw. ohne paywall lesen darf), schaue ich immer zunächst mal nach dem Autor (man kennt seine Pappenheimer inzwischen) und -ganz wichtig- ob eine Kommentarfunktion freigeschaltet ist oder "vergessen" wurde.

    Gegebenenfalls muss man sich dazu noch die Kommentare vorstellen, die der Zensur ...ähm ich meine der Netiquette, zum Opfer gefallen sind.

    Wenn man dann Glück hat und die Meldung bei mehreren Portalen lesen darf, hat man evtl. ein ganz gutes Stimmungsbild zum jeweiligen Thema.


    Und jetzt schreibe ich gleich , damit ich es auch wirklich verinnerliche, 100 Mal an die virtuelle Internet-Tafel:


    Propaganda gibt es nur im bösen Osten

    Propaganda gibt es nur im bösen Osten

    Propaganda gibt es nur im bösen Osten

    ...

  • Ziemlich nachlässiger Journalismus, dass dies nicht berichtet wurde...

    Allerdings geht diese Strafe auch nicht über ein Mindestmaß hinaus.

    Ich finde es bedenklich wenn bei einem Positivnachweis nur die Teilnahme am entsprechenden Wettbewerb für ungültig erklärt wird. Das darf nicht reichen.

  • Ich denke, die Wahrheit liegt da in der Mitte.

    Ja, mit dem Verlust des Meistertitels hat sie eine Strafe bekommen.

    Aber auch ja: für ein Dopingvergehen gibt es normal höhere Strafen und längere Sperren. Hieße also, dass normal auch Valievas EM und Olympiaplazierungen weg sein müssten.


    Ja, ich finde von den Medien nicht gut, dass die Tatsache des Verlustes ihres Meistertitels in Russland verschwiegen wurde. Genauso finde ich ehrlich gesagt aber auch Karl-Heinz Artikel oben etwas zu einseitig....


    Was ich mir im Fall Valieva wünschen würde, wo ich aber nicht weiß, ob das rechtlich möglich ist: können nicht die Team Olympiamedallien endlich vergeben werden? Erstmal ohne Russland, Platz 2 bekommt also Gold usw. Und wenn der Fall Valieva auch vor dem Cas straffrei bleibt gibt es eben zwei Teams mit Gold.

    Weil all die Sportler, die immer noch auf ihre Teammedallien warten sind doch die wirklich leidtragenden

  • Noch während der Spiele hatte der ARD-Dopingexperte Seppelt gesagt, er halte eine Verwarnung als Strafe für möglich. Auch im unten verlinkten Artikel wird diese Verwarnung ins Spiel gebracht. Die jetzige Strafe mit der Aberkennung des Meistertitels geht sogar über eine bloße Verwarnung hinaus. Warum die gleichen "Experten" das nun als Skandal und lächerlich bezeichnen, wissen sie vermutlich selbst nicht. Vermutlich wissen sie selbst nicht einmal mehr, was sie vor einem Jahr gesagt haben.


    https://taz.de/Dopingfall-Walijewa-bei-Olympia/!5831923/

  • Noch ein Nachtrag zu oben: Wer bei Google "Doping Verwarnung" eingibt, bekommt eine Vielzahl von Treffern angezeigt, wo Sportler nach positiven Dopingtests nur eine Verwarnung und keine Sperre erhielten. Auch in Deutschland. Andere konnten nach positiven Tests sogar bei Olympia starten und wurden dafür gefeiert.


    Eine Verwarnung ist offenbar bei Erstverstößen und/oder geringen Verstößen gängige Praxis. Gründliche Recherche gehört offenbar auch nicht mehr zum journalistischen Handwerk. Es geht nur noch um die Klickzahlen und Krawall. Nicht nur bei der B**D.


    https://www.bild.de/sport/fuss…arnung-25091038.bild.html

  • Was ich beim Fall Valieva für mich jetzt schwierig finde: für sie als Minderjährige gelten ja andere Regeln bezüglich der Strafe als für Erwachsene. Aber wie sind da generell die Regeln für Minderjährige, unabhängig von Valieva?

    Hat da jemand mehr Infos?

    Mir zumindest würde es helfen die Strafe mit der Aberkennung des Meistertitels jetzt einzuordnen

  • Hier die Original-Pressemitteilung der WADA:



    The World Anti-Doping Agency (WADA) has been informed by the Russian Anti-Doping Agency (RUSADA) that its disciplinary tribunal has now rendered a decision in the case of Russian Olympic Committee (ROC) figure skater, Kamila Valieva. The tribunal found that although the athlete had committed an Anti-Doping Rule Violation, she bore “no fault or negligence” for it. As such, the tribunal imposed no sanction except for the disqualification of her results on the date of the sample collection (25 December 2021).

    WADA notes this outcome and has requested a copy of the full reasoned decision, which it will review together with the case file in order to determine whether the ruling is in line with the terms of the World Anti-Doping Code. However, based on the elements of the case with which WADA is already familiar, the Agency is concerned by the finding of “no fault or negligence” and will not hesitate to exercise its right of appeal to the Court of Arbitration for Sport, as appropriate.

    The decision in this case comes in the wake of WADA’s announcement on 8 November 2022 that following an unacceptable delay by RUSADA in rendering a decision in this matter, the Agency had referred it directly to CAS. In that referral, WADA sought a four-year period of ineligibility for the athlete. Following a full review of the RUSADA decision, WADA will consider what its next steps will be so that the matter is dealt with as quickly as possible and without further undue delay.

    WADA can make no further comment until it has received and reviewed the reasoned decision and case file.


    Gleich im dritten Satz steht, dass die Meisterschaftsergebnisse Valievas vom 25. Dezember 2021 annulliert wurden. Kann man gar nicht überlesen. Die deutschen Medien haben diesen Teil also bewußt weggelassen, um die Leser zu manipulieren und den gewünschten Effekt, nämlich die größtmögliche Entrüstung, zu erreichen.

  • Nur: was ändert das Fehlverhalten der deutschen Medien daran, dass die Strafe sehr niedrig ist?


    Jetzt unabhängig vom Fall Valieva: wie oft wird jemand der Dopt erwischt? Ich vermute, dass das ehr selten ist.. Wenn dann nur das Ergebnis des Wettkampfes an dem die positive Dopingprobe genommen wurde gestrichen wird und sonst keine Konsequenzen folgen, dann ist das für mich geadezu eine Einladung zu Dopen. Egal in welcher Sportart. Und egal, wie viele dopende Sportler schon mit Verwarnungen davon kamen. Auch in diesen Fällen finde ich die Strafe zu niedrig!

  • "Nur: was ändert das Fehlverhalten der deutschen Medien daran, dass die Strafe sehr niedrig ist?"

    Ob die Strafe zu niedrig ist, können wir, ohne die Untersuchungsergebnisse zu kennen, gar nicht wissen.

    Wenn die Untersuchungskomission zu diesem Ergebnis kam, wird sie dafür auch in ihrem Bericht Gründe genannt haben. Vielleicht haben sie die Version mit dem Opa untersucht und als glaubhaft eingestuft...vielleicht gab es ne andere Version...den Bericht will die RUSADA aber nicht veröffentlichen und da man RUSADA eher nicht viel traut, geht das Ganze nun vor die nächste Instanz. Aber an sich finde ich nicht, dass die Strafe zu niedrig ist, wenn man ihr glaubt, dass das Mittel einmal und aus Versehen in ihren Körper gelangt. Es gab ja in Vergangenheit mehrere solche " aus Versehen " Doppingfälle, wo die Sportler aufgrund ihrer, glaubhaft erschienen Aussagen, nur verwarnt wurden.

  • Völlig richtig. Wir kennen die Entscheidungsgründe nicht und können gar nicht beurteilen, ob das Urteil zu niedrig war. Ganz abgesehen davon, die WADA wäre bei jedem Urteil unter vier Jahren vor den CAS gezogen. Der Stachel der Niederlage vor dem CAS bei Olympia sitzt dort sehr tief.

  • Genau richtig , das sich ein Zuschauer , und das sind ja die deutschen Journalisten auch , kein eigenes Urteil anmaßen kann- die Regeln sind viel zu kompliziert und undurchsichtig .Natürlich war es volle Absicht den aberkannten Titel nicht zu erwähnen - das hätte ja schlecht zum Tenor- keine Strafe- und der reflexartig folgenden Erregung geführt. Es ist Russland und alles was aus Russland kommt ist schlecht. Fertig..Siehe auch den Artikel in der Süddeutschen , die allen Ernstes behaupten , der Eiskunstlauf würde einen Aufschwung nehmen durch die Sperre aller Russen (nicht nur der gedopten...)

  • "Ganz abgesehen davon, die WADA wäre bei jedem Urteil unter vier Jahren vor den CAS gezogen. Der Stachel der Niederlage vor dem CAS bei Olympia sitzt dort sehr tief."


    Kann sein, kann nicht sein...ich denke aber, mit der Verweigerung, die Untersuchungsergebnisse zu veröffentlichen, macht RUSADA alles schlimmer...Jetzt hat WADA einen Grund mehr, das Ganze anzuzweifeln und herauszuzögern...diese Sturheit wundert mich. Aber vielleicht ist es nicht nur Sturheit und sie haben schon ihre Gründe, warum sie es nicht veröffentlichen...auf jeden Fall, das Aberkennen des Titels ist schon eine harte Strafe, besonders im Hinblick auf die Ergebnisse diesjährigen russischen Meisterschaft.

    Sie ist aber gerecht und,wenn es nachgewiesen ist, dass es sich um einmaliges Vergehen gehandelt hat, völlig ausreichend, nach meiner Meinung.

  • ob der aberkannte Titel bei den russischen Meisterschaften tatsächlich weh tut? Ich denke da zählen Europameisterschaftstitel und Olympiasieg im Team mehr. Zudem wird Valieva in Russland sehr stark als Opfer präsentiert, auch als Gegenreaktion zu den westlichen Medien. So populär wie sie ist, dürfte sich die Einbuße des Meisterschaftstitels wohl kaum finanziell auswirken.

    Opfer ist Valieva vermutlich tatsächlich, aber ich muss zugeben, dass ich Vorbehalte gegen eine geringe Bestrafung habe und eine Verwarnung nicht ausreichen darf - nicht nur bei Valieva, auch bei anderen Sportlern. Ob aber härtere Strafen Doping verhindern, bezweifle ich. Es wirkt mehr wie ein Wettlauf - wann nimmt man wie viel ein, wann ist es nicht mehr nachweisbar....und da sind die Doping-Sünder den Testern vermutlich meist einen Schritt voraus

  • natürlich tut das weh , grade da wo es eine riesige Konkurrenzsituation gibt. Dort hat diese Sportart einen gigantischen Stellenwert , überall wo die Stars , auch die von vor vielen Jahren, auftreten , werden Sie mit all Ihren Titeln angekündigt. Naja , und da bleibt bei Kamila nur der EM Titel. Den Olympiasieg werden Sie nicht bekommen,da werden die USA Himmel und Hölle in Bewegung setzen. Richtig ist der finanzielle Aspekt , das wird Ihren Status nicht berühren. Und der Status als Superstar wird davon natürlich auch nicht berührt.Sie ist der schillernde Topstar der Szene , der Wednesday Auftritt wurde weltweit Millionen mal gestreamt. Eigentlich schade für alle Wettbewerbe das Sie nicht auftritt, Sie allein würde für volle Hallen sorgen. Und die hat die Sportart bitter nötig , was bei den erschreckenden Zuschauerzahlen jetzt in Lake Placid wieder überdeutlich wurde.

  • Ein Übel an der ganzen Sache ist, dass in dem Fall wohl kaum rein sportlich-dopingtechnisch geurteilt werden wird. Zu sehr spielt der eskalierte Krieg mit, inzwischen bekämpft die ganze NATO inklusive Deutschland Russland nicht nur wirtschaftlich, sondern auch militärisch. Wie soll da ein "sauberes" Urteil bei so einem "Nebenkriegsschauplatz" zustande kommen? Zumal die WADA eine, in meiner Wahrnehmung, eher anglo-amerikanisch dominierte Organisation ist.

  • Sehr gut formuliert, Wulf!

    Leider sieht man da wieder, dass es sehr wohl Zusammenhänge zwischen Sport und Politik gibt!

    Sehr traurig.


    Was Kamila angeht- ich bin auch der Meinung, dass die Strafe für sie ausreicht, wenn sie tatsächlich unschuldig ist.


    Das Signal, dass man dopen kann, nur auf die richtigen Abstände bis zur Kontrolle warten muss, ist da leider. Aber das war es auch schon vor Kamilas Fall!

  • Ja, es mag sein, dass Valieva unschuldig ist.

    Aber dann stellt sich mir die Frage, wer ihr das Herzmittel gegeben hat.

    Beim Doping gibt es den Minderjährigenschutz, der auch richtig ist. Für mich gehört da aber auch zu, dass dann die Leute bestraft werden, die den Minderjährigen die Dopingmittel gegeben haben.

    Für die geringe Strafe Valievas mag es Gründe geben. Dann passt es für mich aber nicht, dass ihr Umfeld straffrei bleibt.

    Wobei ich leider nicht weiß, ob die Dopinggesetzgebung Strafen gegen Trainer, Eltern etc vorsieht

  • Wir wissen doch gar nicht, ob es im Umfeld eine strafbare Handlung gegeben hat. Wir wissen auch nicht, ob es Strafen im Umfeld gegeben hat.

    Was bekannt ist, ist ist dass das Tutberidze-Team im Sommer die Zusammenarbeit mit dem Teamarzt beendet hat. Ob es einen Zusammenhang mit Valieva gibt, wissen wir aber auch nicht.