Das Wallstreet Journal hat seinen Leser das Wertungssystem beim Eiskunstlaufen erklärt und ist dann zu dem Schluss gekommen, dass das Ergebnis der Damenkür durchaus korrekt war. Auch an dieser Stelle soll es jetzt eine kleine Regelkunde geben.
Vor jedem Wettbewerb werden 13 Preisrichter benannt. 45 Minuten vor dem Kurzprogramm werden aus diesen 13 Preisrichter neun ausgelost, die das Kurzprogramm bewerten. Die vier übrigen sind dann für die Kür gesetzt. Aus den neun Preisrichtern des Kurzprogramms werden dann 45 Minuten vor der Kür fünf Preisrichter gelost, die dann gemeinsam mit den ersten vier die Kür bewerten. (Wikipedia erzählt da etwas anderes, aber falsches).
Im Programm ist jedem Element ein fester Punktwert zugeordnet. So hat beispielsweise die Kombination Dreifach Lutz - Dreifach Toeloop einen Basiswert von 10.10, ein Dreifach Salchow 4.62 Punkte. Nach jedem Element tritt der technische Spezialist in Erscheinung. Er erkennt die Elemente und benennt sie und erkennt etwaige Zusatzelemente wie bestimmte schwierige Schrittfolgen oder Armhaltungen bei Sprüngen und Pirouetten. Jeder Technische Spezialist, der regelwidrig gegenüber den ISU Regeln geurteilt hat, wird von der Liste der Technischen Spezialisten sofort entfernt.
Seine Arbeit wird bereits vor Ort vom Technischen Kontrolleur überwacht, der im Bedarfsfall sofort eingreift. Sollte es bei der Bewertung zu Unstimmigkeiten zwischen dem Technischen Kontrolleur und dem Technischen Spezialisten kommen, wird der Technische Spezialassistent zu Rate gezogen. Erst wenn die Elemente alle eingestuft wurden, kommen die Preisrichter zum Zuge. Sie bewerten die Ausführung der einzelnen Elemente mit Werten zwischen -3 und +3. Je Element haben diese Punkte eine andere Wertigkeit. Diese Werte werden nun mit den jeweiligen Grundwerte des Elements multipliziert und alle Einzelwerte addiert. Damit ist die technische Note ermittelt.
Dazu gibt es noch die Komponenten. Hier bewerten die Preisrichter die Eislauffertigkeit, die Verbindungselemente, die Präsentation, die Choreographie, die Interpretation und das Timing. Dazu werden Punkte zwischen eins und zehn vergeben, die in der Addition die Note für die Komponenten ergeben.
Der Basiswert aller Elemente betrug bei Adelina Sotnikova 61.43 Punkte, bei Yuna Kim 57.49 Punkte. Der Grund: Sotnikova zeigte nicht nur einen dreifachen Sprung mehr als Kim, auch zwei Kombinationen waren deutlich schwieriger als die von Kim. Dazu kommt, dass Sotnikova mehrere Sprünge in die zweite Hälfte der Kür packte. Dafür wurde der Grundwert jedes Sprunges in der zweiten Hälfte mit 1,1 multipliziert.
Das Wallstreet Journal kommt zum Fazit, dass Sotnikova mit ihrer Kür das derzeitige Wertungssystem geschickt und bestmöglichst ausgenutzt habe und deshalb zurecht Olympiasiegerin geworden ist. Eine Auffassung, der sich gestern auch Katarina Witt und Daniel Weiss angeschlossen haben.