In diesem Jahr beginne ich die Nachlese mit ganz vielen „Danke schön“. Zuallererst an meine Frau und die Frau meines besten Freundes, ohne die ich die Reise nie hätte antreten können. Ein Danke geht an Easyjet, die weniger als 20 Stunden Zeit hatten, um alles zu organisieren. Danke an die Mitarbeiter der Flughäfen Schönefeld und Marseille für ihre Unterstützung, an die Mitarbeiter der Hotels Ibis Prado Velodrom und Ibis Gare St. Charles für ihre Hilfe. Vielen Dank an den Sicherheitsdienst und die freundlichen Mitarbeiter des Palais Omnisport Marseille und an die vielen Einwohner von Marseille, die sofort tatkräftig halfen, wenn meine beiden Begleiterinnen Probleme mit meiner Fortbewegung hatten. An alle diese Menschen geht ein riesiges Dankeschön.
Den ersten Tag in Marseille hatte ich ja schon vor gut einer Woche geschildert, inklusive des beinah Unfalls mit Adam Rippon und Shoma Uno. Die Veranstaltung selbst hinterließ dann einen insgesamt zwiespältigen Eindruck. Der Zorn über die Tickets ohne feste Sitzplätze ist noch immer nicht verraucht, vor allem weil es dafür keinen Grund gab. Ich hatte zunächst vermutet, die Sitze der Kategorie eins hätten vielleicht keine Nummer, aber das stimmte nicht. Alle Sitze in der Halle waren nummeriert. Man hätte sie einfach nur auf die Karte drucken müssen. Bei unserem ersten Besuch in der Halle hatten wir schon gesehen, dass es verboten war Getränke und Essen mitzubringen. Wie das dann aber am Wettkampftag umgesetzt wurde, das war eine Frechheit. Selbst Schokoriegel oder eine Tüte Erdnüsse wurden am Eingang abgenommen. In der Halle gab es ganze zwei (!) Stände, an denen man dann Essen und Trinken kaufen konnte. Das war dann aber auch das einzige negative. Mich und mein Gefährt hat man dann aber hervorragend behandelt. Ich durfte mit meinen beiden Begleiterinnen immer an der Schlange vorbeifahren und als Erster in die Halle. Die Dame die uns am Mittwoch die Tickets für das Training verkauft hatte sprang später jeden Tag auf und winkte uns zu. Eine andere Dame, die dort in der Hierarchie weit oben war, erklärte uns, wo wir mit dem Rollstuhl hin konnten und begrüßte mich jeden Tag mit Handschlag und fragte jedes mal nach meinem Wohlbefinden. Am Sonnabend lotste uns dann der Einlassdienst schon um 12 Uhr in die Halle (ohne zu bezahlen), so dass wir noch das Training der Damen und Herren verfolgen konnten. Nach dem Training wurde die Halle immer geräumt, um erst dann die Zuschauer mit den Tickets für die Wettbewerbe hereinzulassen. Wir mussten an diesem Tag nicht mehr hinaus, sondern konnten, gleich nach dem die Putzkolonne durch war, unsere Plätze einnehmen. Übrigens gab es in der Halle, neben dem bewachten Parkplatz am Eingang, etliche Rollstuhlplätze, für die man keine extra Karten benötigte. Da ich aber, zwar mehr schlecht als recht, laufen konnte, schlossen wir den Rollstuhl in der Halle an und ich humpelte dann zu meinen beiden Mädels.
Obwohl es keine festen Sitzplätze in der Kategorie eins gab, saßen wir an allen vier Tagen genau in der Mitte der Gegengeraden und um uns herum eigentlich auch immer die gleichen Leute. Hinter uns ein großer Pulk Italiener, mit denen wir uns schnell angefreundet hatten. Schon nach kurzer Zeit konnten wir perfekt „buongiorno“ sagen und wir hatten ihnen „Guten Tag“ beigebracht. Rechts neben uns saß eine große Gruppe Spanier, mit denen es keinerlei Verständigungsprobleme gab. Die dritte große Gruppe war die russische, auch die alle sehr freundlich und mit zwei interessanten Pärchen. Zum einer ein Russe verheiratet mit einer Japanerin, aber nicht Kavaguti / Smirnov und ein spanisch russisches Pärchen. Sie stammte aus Russland und sprach spanisch wie eine Muttersprachlerin, ohne Punkt und Komma. Da war kein Unterschied zu hören.
Marseille - Ja, was soll man da sagen. Die Stadt hat sicher schöne Seiten und wir werden in ein paar Jahren noch einmal wiederkommen und danach suchen. Der vielgepriesene Vieux Port erwies sich als blanke Abzocke. Das Wasser war zwischen den vielen Booten nicht zu sehen. Ein einfacher Pfirsicheisbecher oder ein Banana-Split schlugen mit 8.30 bis 8.50 € zu buche. Einzig der Blick hinauf zu Notre Dame de la Garde entschädigte für die unverschämten Preise. Und natürlich das Wetter. Jeden Tag blauer Himmel und Sonnenschein bei bis zu 17 Grad. Einfach herrlich. Schön war auch der Besuch der genannten Kathedrale, die kostenlos besichtigt werden konnte. Von dort gab es einen herrlichen Ausblick auf Marseille und die Bucht vor der Stadt. Die Insel in der Mitte ist das Château d’If. Hier lies Alexandre Dumas seinen Graf von Monte Christo schmachten. Als Fan aller Romane des Autors war das noch einmal ein echtes Highlight. Ein Highlight für meine Frauen waren dagegen der Weihnachtsmarkt am Hafen und der tägliche Markt auf der Avenue du Prado. Ich glaube, sie haben dort Weihnachtsgeschenke für die nächsten fünf Jahre gekauft.
Insgesamt überwiegen aber die positiven Aspekte, wenn Marseille auch nicht an Barcelona herankam. Leider sind die nächsten beiden GP-Finals weit außer unserer Reichweite. Auch unsere italienischen Freunde werden im nächsten Jahr nicht nach Japan reisen. Trotzdem haben wir uns sicherheitshalber schon mal verabredet: „See you Milano 2018“. Schaun mer mal.